Bei der Therapie von Depressionen wird die Ernährung häufig unterschätzt. Dabei können Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren sowohl präventiv als auch bei der Behandlung unterstützend wirken. Und auch bei anderen Lebensmitteln wie Bananen, Kakao, Spargel und Petersilie gibt es Anzeichen einer positiven Wirkung.
Gesunde Ernährung macht nicht nur fit und schlank. Auch unsere Stimmungslage lässt sich durch die richtige Lebensmittelwahl positiv beeinflussen. So gilt vor allem Kakao aufgrund seines Gehalts an Theobromin, einer dem Koffein ähnlichen Substanz, und seines hohen Selen-Bestandteils als wahrer „Muntermacher“. „Dieses Spurenelement kann nachweislich Stimmungsschwankungen ausgleichen und Gehirn sowie Nervensystem stärken“, so Dr. med. Draschka, Chefarzt der auf Depressionen spezialisierten Schlossparkklinik Dirmstein. Nicht nur bei leichten Verstimmungen lohnt sich bewusste Ernährung: „Studien belegen, dass sich das Risiko, depressiv zu werden, durch einen ausgewogenen Speiseplan reduzieren lassen kann“, betont der Facharzt für Psychosomatische Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie. „Und selbst bei bestehender Erkrankung sind bestimmte Lebensmittel äußerst hilfreich.“ Die genauen Zusammenhänge beschäftigen zur Zeit Wissenschaftler in aller Welt: Unter dem Fachbegriff „Nutritional Psychology“ werden alle Studien und Forschungen zusammengefasst, die sich mit den Auswirkungen der Ernährung auf unsere seelische Verfassung befassen.
Comeback des Frühstücks-Eis
Eine ausgewogene Ernährung beginnt beim Frühstück. Dabei kommt das jahrelang als Cholesterinbombe verpönte Ei inzwischen zu neuen Ehren: Experten schätzen das runde Hühnerprodukt wegen seiner lebenswichtigen Aminosäuren, der Mineralstoffe und, nicht zuletzt, aufgrund seines Vitamin-D-Gehalts als wahre „Nervennahrung“. Denn „Untersuchungen zeigen, dass an Depression erkrankte Patienten häufig einen zu niedrigen Vitamin-D-Spiegel aufweisen“, weiß Dr. Draschka aus eigener klinischer Beobachtung – und bestätigt damit das Ergebnis diverser Studien.
Um dieses Defizit auszugleichen, empfiehlt der Experte seinen Patienten neben Vitamin-D-haltigen Lebensmitteln (dazu zählen neben Eiern auch Käsesorten wie Gouda oder Fische wie Aal und Hering) „so oft wie möglich spazieren zu gehen – insbesondere in der trüben Jahreszeit.“ Denn zu 90 Prozent wird Vitamin D durch UV-Strahlung, also Sonnenlicht, in der Haut gebildet. Und damit sieht es vor allem in der lichtarmen Jahreszeit in unseren Breitengeraden düster aus. Negativ auf die Stimmung auswirken kann sich auch zu wenig Vitamin B. Einem Defizit entgegenwirken lässt sich hier durch den häufigen Verzehr von Meeresfrüchten, aber auch von Bananen, Blattgemüse und Hülsenfrüchten.
Magnesium hilft beim Entspannen
Nicht nur Vitamin-Mangel scheint nach dem neuesten Stand der Wissenschaft die Entstehung von Depressionen fördern zu können. Ähnlichen Einfluss haben weitere wichtige Nährstoffe wie Mineralien und Aminosäuren. „Sie bilden die Basis für Serotonin und andere Neurotransmitter“, erläutert Dr. Draschka „Botenstoffe, die unter anderem ausschlaggebend sind für guten Schlaf und eine ausgeglichene Stimmung.“ Insbesondere Magnesium hat es buchstäblich in sich. „Dieses Mineral ist für die Funktion und Steuerung von Muskeln und Nerven unentbehrlich. In ausreichender Menge kann es zudem beim Entspannen helfen“, so Dr. Draschka. Ein guter Grund, um die oftmals als „Arme-Leute-Essen“ verschmähte Linsensuppe des Öfteren aufzutischen. Zudem enthält sie viel Kalium und wertvolle Pflanzenstoffe. Gute Magnesium-Lieferanten sind auch Vollkornprodukte und Milch.
Lachs und Thunfisch – das natürliche Antidepressivum
Dass Omega-3-Fettsäuren für Herz und Kreislauf äußerst wertvoll sind, ist ein offenes Geheimnis. Weniger bekannt sind deren positive Wirkungen als natürliches Antidepressivum. Vor allem Walnüsse sowie fetter Seefisch wie Lachs und Thunfisch sollten deshalb möglichst oft auf dem Speiseplan stehen. Ebenso stimmungsaufhellend wirken können Folsäure-haltige Lebensmittel wie etwa Spinat und Spargel, Petersilie, Brokkoli sowie Eier und Milch. Und noch ein guter Tipp vom Experten: „Essen Sie ausgewogen mit möglichst wenig Zucker und Salz – und ganz bewusst“, so Dr. Draschka. Und dabei möglichst weder fernsehen noch PC oder Smartphone anschalten. Denn ohne Berieselung lässt sich jeder einzelne Happen mit allen Sinnen auskosten – Genuss pur, der nicht nur bei Feinschmeckern die Stimmung hebt.
Dieser Artikel wurde überarbeitet und erschien erstmals am 13. April 2020.
Für mich sind Ihre Darlegungen über gute Ernährung, auch ohne Pillen, gesund zu bleiben bzw werden sehr hilfreich u.glaubwürdig,zumal keine namenhafte Pillen empfohlen werden.Dankeschön