Mit dem Welttag für psychische Gesundheit machen die WHO und World Mental Health Federation jährlich am 10. Oktober auf psychische Erkrankungen und die Wichtigkeit der seelischen Gesundheit aufmerksam. In Deutschland startet in diesem Zuge unter der Schirmherrschaft von Jens Spahn eine ganze Aktionswoche. Doch was sind aktuell überhaupt die häufigsten psychischen Erkrankungen und wie steht es um Behandlungsmöglichkeiten?
- Im Zeichen des „World Mental Health Day“ am 10. Oktober starten jedes Jahr rund um den Globus Aktionswochen, mit denen die Initiatoren das Bewusstsein für den hohen Wert psychischer Gesundheit steigern wollen.
- Die Zahl der diagnostizierten psychischen Erkrankungen steigt indes, auch durch Corona, weiter an.
- Auf den vorderen Plätzen der häufigsten Erkrankungen stehen Depressionen und Angststörungen.
- Behandlungsplätze werden ausgebaut, decken den Bedarf aber nach wie vor nicht.
Warum gibt es den Welttag für psychische Gesundheit?
Als „World Mental Health Day“ wird in der Zeit vom 10. bis 20. Oktober jährlich eine Aktionswoche durchgeführt, die mit dem 10. Oktober als Welttag für psychische Gesundheit startet. Der gemeinsam von der World Mental Health Federation und der Weltgesundheitsorganisation initiierte Tag will das Bewusstsein für den hohen Wert der psychischen Gesundheit steigern. Denn diese wirkt sich in hohem Maß auf die Lebensqualität eines jeden Einzelnen und gleichermaßen die seines Umfelds aus. Im Jahr 2021 wird der Welttag unter dem Motto „Gemeinsam über den Berg – Seelische Gesundheit in der Familie“ begangen.
Was in der Aktionswoche alles passiert: Seelische Gesundheit im Fokus
Beim Welttag für psychische Gesundheit steht alles rund um Erkrankungen und Beschwerden der Psyche im Mittelpunkt: deren Prävention, Behandlung und Entstigmatisierung. Unter der Schirmherrschaft von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sollen Informationskampagnen und zahlreiche Aktionen, die in Deutschland vom Aktionsbündnis „Seelische Gesundheit“ koordiniert werden, einen offenen Umgang mit Erkrankungen wie Depressionen und Burnout fördern.
Digital, aber auch vor Ort geben in diesem Rahmen vielfältige Präventions- und Hilfsangebote den Betroffenen, Angehörigen und der Allgemeinheit Gelegenheit, sich über psychische Erkrankungen und den Erhalt psychischer Gesundheit auszutauschen. Eine große Anzahl der Veranstaltungen wird auf der Webseite des Aktionsbündnisses vorgestellt (hier klicken).
Darüber hinaus existiert seit Oktober 2020 die „Offensive für psychische Gesundheit“, die Betroffenen von psychischen Erkrankungen helfen soll, den gewachsenen Anforderungen unserer Zeit zu begegnen (hier mehr dazu). Gemeinsam mit über fünfzig weiteren Institutionen regt das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) mit der Offensive einen anderen gesellschaftlichen Umgang mit Belastungen für die seelische Gesundheit an. Auch hier finden sich zum Welttag für psychische Gesundheit zahlreiche Aktivitäten und Veranstaltungen, um die breite Öffentlichkeit mit der Thematik besser vertraut zu machen.
Depressionen, Angst oder Burn-out: Welche sind die häufigsten psychischen Erkrankungen?
Psychische Erkrankungen sind in den letzten Jahren nicht nur gefühlt immer häufiger geworden. Während einerseits die allmähliche Enttabuisierung von Themen rund um die seelische Gesundheit mehr Betroffene tätig werden lässt, sind andererseits jene Belastungen im Lebensalltag, die psychische Erkrankungen fördern, gewachsen. Nicht zuletzt führte auch die Extremsituation Corona-Pandemie zu einem erhöhten Bedarf an Hilfsangeboten und medizinischer Versorgung aus der Psychiatrie und Psychotherapie.
Durchschnittlich erhalten in Deutschland jedes Jahr rund 27,8 Prozent der Erwachsenen und somit rund 17,8 Millionen Menschen die Diagnose für eine psychische Erkrankung. Als häufigste psychische Erkrankungen gelten Angststörungen mit 15,4 Prozent, affektive Störungen 9,8 Prozent – davon unipolare Depression 8,2 Prozent – und Erkrankungen durch Alkohol- und Medikamentenkonsum in Verbindung mit psychischen Störungen (5,7 Prozent). Psychische Erkrankungen stehen hierzulande auf Platz vier der Gründe für den Verlust gesunder Lebensjahre.
Wie es aktuell um die Behandlungsmöglichkeiten steht
Um dem wachsenden Bedarf an Behandlungsoptionen zu begegnen, wurde in den letzten Jahren das Angebot vieler Therapien und Therapiebausteine erhöht und breiter aufgestellt. So standen im Jahr 2019 in Deutschland knapp 50.000 Psychologische Psychotherapeuten (Fachkräfte für Kinder und Jugendliche eingeschlossen) in verschiedenen Bereichen zur Verfügung, von denen rund 38.000 in ambulanten Einrichtungen und jeder sechste Therapeut in stationären oder teilstationären Einrichtungen tätig waren.
Für Patienten standen 2019 insgesamt etwas mehr als 57.000 psychiatrische Krankenhausbetten in rund 400 Fachkliniken bzw. Fachabteilungen von Allgemeinkrankenhäusern zur Verfügung. Weitere 15.400 tages- und nachtklinische Behandlungsplätze verteilen sich auf über 400 Einrichtungen für Psychiatrie und Psychotherapie, in denen 170.000 teilstationäre Behandlungsfälle begleitet wurden. In der ambulanten Versorgung kamen allein pro Quartal zusätzlich ca. 2,4 Millionen Behandlungen hinzu. Hier unterstützen auch die 500 Psychiatrischen Institutsambulanzen, die ihrerseits rund 2 Millionen Fälle im Jahr verzeichnen.
Warum die seelische Gesundheit trotzdem oft warten muss
Experten schätzen, dass der Bedarf an Behandlungsangeboten für die häufigsten psychischen Erkrankungen weiterhin wächst. Die gestiegenen Ansprüche an die Qualität des Lebensalltags schlagen sich gerade in persönlichen wie gesellschaftliche Krisenzeiten in der Quantität von Betroffenen nieder. So wuchsen die Wartezeiten auf einen Therapieplatz während der Corona-Pandemie weiter – nicht nur wegen eingeschränkter Behandlungsmöglichkeiten in den Einrichtungen durch Hygienemaßnahmen und Lockdowns. Es stieg durch die erhöhten psychischen Belastungen wie Einsamkeit, Existenzängste und Stress einerseits die Zahl der Betroffenen, andererseits nahmen sich Betroffene durch das teils zum Erliegen gekommene gesellschaftliche Leben nun eher die Zeit, sich professionelle Unterstützung zu holen.
Die Großzahl der Einrichtungen, wie auch die Schlossparkklinik Dirmstein, haben dementsprechend zeitnah ihre Behandlungskonzepte coronakonform angepasst. Gerade Privatkliniken bieten zudem die Möglichkeit einer sofortigen Aufnahme in akuten Krisen der seelischen Gesundheit.