Nach dem Lockdown im Frühjahr, anstrengenden Auflockerung über das Jahr und vielfältigen Herausforderungen im Berufsleben freuten sich die meisten von uns auf einen ruhigen Jahresausklang und etwas weniger Corona-Stress in der schönen Weihnachtszeit. Doch nun kam es zum erneuten Lockdown, der auch die stärkste Psyche mürbe und müde werden lässt – und Menschen mit einer Depression umso mehr belastet. Die Sehnsucht nach dem Zusammengehörigkeitsgefühl und der schönen Tradition, nach den besinnlichen Festtagen im Kreis von Familien und Freunden streitet in diesem Jahr regelrecht mit der Sorge um die Gesundheit und die Zukunft. Wie Sie sich selbst stärken und in zu Weihnachten auch in der Corona-Situation nicht in eine depressive Stimmung verfallen, sondern neue Wege für Ihre psychische Gesundheit finden: Dazu möchten wir Ihnen heute mit einigen Tipps ans Herz legen.
Schlüssel aus der Situation: Akzeptanz und Ehrlichkeit
Damit Sie mit den Anforderungen der Zeit psychisch besser zurechtkommen, bieten sich zwei Schlüssel, die einander fördern. Ein Schlüssel zeigt sich in der radikalen Akzeptanz der Situation. Dies umfasst die aktive Entscheidung der Annahme dessen, was man selbst nicht beeinflussen kann. Hierzu zählen die Kontaktbeschränkungen und die Erfordernisse zum Schutz vor Infektionen für sich selbst und das persönliche Umfeld. Psychologisch macht die radikale Akzeptanz für die Psyche einen großen Unterschied für die Selbstwirksamkeit und das Vermeiden von Gefühlen der Hilflosigkeit und der Frustration.
Entscheiden Sie sich neben der Akzeptanz für Ehrlichkeit sich selbst gegenüber, können Sie im Rahmen der gebotenen Möglichkeiten aktiv neue Entscheidungen treffen, wie Sie die kommenden Weihnachtstage, aber auch Silvester und die weitere Zeit des Lockdowns für sich positiver gestalten können. Stehen Sie zu Ihren Bedürfnissen und erfüllen Sie diese bestmöglich, indem Sie sich und Ihren Lieben Aufmerksamkeit und kleine Verwöhnmomente schenken. Machen Sie sich bewusst, dass Weihnachten ein Fest der Freude und der Liebe ist, bei dem depressiven Gedanken so wenig wie möglich Raum geboten werden sollte.
Rituale der Weihnachtszeit mal anders
Machen Sie sich eine Liste Ihrer bisherigen Weihnachtsrituale und prüfen Sie diese auf mögliche Alternativen. Sie treffen sich mit Freunden und Familienmitgliedern normalerweise zum Weihnachtssingen? Nutzen Sie digitale Optionen wie Videoanrufe über das Handy und die Webcam am PC, um ein Online-Weihnachtssingen umzusetzen, oder entfernte Verwandte zur virtuellen Bescherung einzuladen.
Weniger ist manchmal mehr…
Das große Weihnachtsessen mit vielen Gängen wird bei Ihnen meist in der großen Runde gefeiert? Gönnen Sie sich eine verkürzte Vorbereitung und bereiten Sie statt dem Weihnachtsbraten die Lieblingsgerichte der wenigen Teilnehmer des Weihnachtstreffens zu. Auch die Zahl der Geschenke darf geringer ausfallen: Schenken Sie statt großen Präsenten Zeitgeschenke mit Gutscheinen für die Zeit nach dem Lockdown, um Vorfreude auf Kommendes zu wecken.
Sicher feiern und Lockerungen gezielt nutzen
Über die Feiertage sind in den meisten Bundesländern einige Lockerungen der Corona-Maßnahmen in Kraft, um die Zeit um Weihnachten bestmöglich zu gestalten. Dies ist auch eine Chance für Menschen mit einer Depression. Nutzen Sie die Lockerungen, um sich zumindest an einzelnen Tagen mit lieben Menschen zu treffen: Tragen Sie Masken und lüften Sie regelmäßig, können Treffen im kleinen Kreis trotz allem stattfinden. Optimal vorbereiten können Sie sich, indem Sie vor dem Treffen einige Tage bestmöglich auf Kontakte verzichten. Leben Sie alleine, scheuen Sie sich nicht, andere um Unterstützung und Treffen zu fragen. Vielleicht ist unter dem Weihnachtsbaum eines lieben Menschen aus Ihrem Umfeld noch ein passender Platz im Rahmen der vorgegebenen Regelungen frei.
Pläne schmieden für die Zukunft
Unsicherheit ist ein maßgeblicher Belastungsfaktor für die Psyche. Machen Sie daher Pläne für die Zeit nach dem Lockdown, um sich selbst Ziele und Vorfreude zu verschaffen. Sprechen Sie mit einem vertrauten Menschen über Ihre Sorgen, statt die grübelnden Gedanken in sich schwären zu lassen. Somit vermeiden Sie eine zu starke innere Zerrissenheit (kognitive Dissonanz), die in der Psyche neuen Stress entstehen lässt.
Achtsamkeit und Selbstfürsorge
Im Alltag kümmern wir uns oft um andere und viele Dinge, die erledigt werden müssen. Nutzen Sie die aktuelle Situation zu Ihrem Vorteil: Weniger Treffen und Termine an den Feiertagen entschleunigen. Diese Entschleunigung können Sie auch für die Selbstfürsorge nutzen, in dem Sie sich Zeit für sich nehmen, längst im Alltagsstress untergegangen Hobbys wiederbeleben oder einfach mal wieder ein Buch lesen. Selbst ein Serienmarathon auf der Couch kann jetzt mal ganz entspannt und ohne schlechtes Gewissen ausgelebt werden.
Um Hilfe bitten, wenn es nicht mehr geht
Haben Sie das Gefühl, psychisch mit den persönlichen Umständen im Corona-Lockdown und der Weihnachtszeit überfordert zu sein? Leiden Sie an einer Depression oder depressiven Verstimmungen? Entscheiden Sie sich aktiv dafür, Hilfe zu suchen und anzunehmen. Sprechen Sie mit nahestehenden Menschen über Ihre Sorgen oder kontaktieren Sie Ihren Arzt oder Therapeuten. Geht dies nicht oder sind diese nicht erreichbar, können Sie bei der Telefonseelsorge unter 0800.1110111 oder 0800.1110222 jederzeit einen Ansprechpartner finden, der Ihnen Hilfestellung für die akute Situation geben kann. Gern helfen auch wir Ihnen weiter.