Die Therapie ist beendet und doch zeigen sich nach kurzer Zeit wieder Symptome: Burnout-Rückfall! Worauf Sie in der Zeit nach Ihrer Behandlung achten sollten und wie Sie durch Burnout-Prophylaxe ein erneutes Ausbrennen abwenden.
Für die Vermeidung eines „Burnout-Rückfalls“ nach der Behandlung ist Prophylaxe entscheidend, denn das Syndrom überwinden bedeutet eigenes Verhalten nachhaltig verändern. Noch beeindruckt von durchlebtem Leiden und motiviert durch erste kleine Erfolge gelingt das anfangs gut. Ähnlich wie bei Diäten droht dann der Jo-Jo-Effekt: Ein Zurückfallen in alte Muster lässt das selbstschädigende Verhalten erneut aufleben. An welchen ersten Symptomen Sie den drohenden „Burnout-Rückfall“ erkennen und wie Ihnen eine gute Burnout-Prophylaxe dabei hilft, einen diesen abzuwenden, lesen Sie in diesem Artikel.
(Lesehinweis: In unserem Artikel haben wir den Begriff „Burnout-Rückfall“ in Anführungszeichen gesetzt, da das Burnout-Syndrom bis dato laut ICD-10 und 11 keine eigenständige Krankheitsdiagnose ist, sondern ein „Faktor, der den Gesundheitszustand beeinflusst und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führt.“ Hier erfahren Sie mehr über die Begrifflichkeiten.)
Wie oft kommt es zu einem „Burnout-Rückfall“?
Die Angaben hierzu schwanken und beruhen oft auf Einschätzungen von Behandlern oder Forschern, pendeln sich aber bei einer Wahrscheinlichkeit von 50 bis fast 70 Prozent für einen „Burnout-Rückfall“ ein. Zum Vergleich: Bei Depressionen tritt in bis zu 80 Prozent der Fälle erneut eine depressive Episode auf. Letztlich ist aber nicht die statistische Wahrscheinlichkeit ausschlaggebend, warum ein Betroffener einen „Burnout-Rückfall“ bekommt. Zu den Gründen und Möglichkeiten des Umgangs damit später mehr.
Aber allein das Wissen um die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls ist für Betroffene bereits eine Chance. Der mögliche Rückfall, als Begriff den Suchterkrankungen entliehen, weist deutlich auf die Abhängigkeitsmuster hin, die in einem Burnout-Syndrom angelegt sind. Eine Burnout-Prophylaxe kann, angelehnt an die umfangreiche fachliche Erfahrung im Umgang mit Süchten, hier ansetzen. Wie noch zu zeigen sein wird, bedeutet das, ein Fehlen innerer positiver Selbststeuerung zunächst durch Kommunikation und äußere Struktur zu ergänzen.
War es im Krankheitsgeschehen eine positive Entdeckung, dass man nicht der Einzige mit Burnout ist, gilt dies auch für einen „Burnout-Rückfall“: Betroffene können diesen als nicht so seltenen Warnschuss vor den Bug begreifen, der einen auf den gesunden Kurs zurücksteuern lässt. Eine gute Klinik bereitet Patienten mit Burnout durch Information zu Burnout-Prophylaxe auf derartige Herausforderungen und möglichen „Burnout-Rückfall“ vor.
Wie erkenne ich einen „Burnout-Rückfall“?
Frühwarnzeichen für einen drohenden „Burnout-Rückfall“ sind individuell verschieden. Meist kommt es zu den gleichen Symptomen wie beim Krankheitsbeginn vor der Behandlung: Müdigkeit, Schlafstörungen und Konzentrationsmangel sind häufig vertreten wie auch Gereiztheit und Ungeduld. Störungen beim Tag- und Nachtrhythmus und unregelmäßige Nahrungsaufnahme können ebenso einen „Burnout-Rückfall“ ankündigen.
Wie man aus dem Modell der Burnout-Phasen weiß, ist ab einer mittleren Eskalationsstufe die realistische Selbsteinschätzung oft eingeschränkt. Daher kommt vertrauten Personen der Betroffenen im privaten oder beruflichen Kontext sowie professionellen Begleitern eine besondere Rolle zu: Sie können durch ehrliches Feedback dazu beitragen, dass ein Genesender die Orientierung wiederfindet, sollte er sie im „Burnout-Rückfall“ verloren haben. Oft sind Außenstehende durch den Umgang mit dem Betroffenen während der Burnout-Episode auch besonders sensibilisiert. So sehen sie früher, dass ein Betroffener mit übersteigerter Aktivität und mangelnder Selbstfürsorge auf Zustände von Unzufriedenheit und innerer Leere reagiert.
Ohne ihr Eingreifen trägt ein solcher Burnout-Patient zum Drehtüreffekt bei den Behandlungseinrichtungen bei: Gerade weg, schon wieder da. Bei einem solchen „Burnout-Rückfall“ stellt sich ein fast ketzerischer Gedanke ein: Wurde die Behandlung vielleicht gar nicht richtig abgeschlossen?
Warum ist die Gefahr für einen „Burnout-Rückfall“ so groß?
Eine zunächst überraschende Erklärung lautet tatsächlich: Das Burnout ist nicht ausreichend zu Ende behandelt worden. Anders als viele depressiv Erkrankte kommen von Burnout Betroffene meist schneller zu Kräften. Diese stellen sie dann aber reflexartig wieder in den Dienst der Selbstüberforderung, um Gefühle von Leere und Sinnlosigkeit nicht spüren zu müssen. Nicht ausreichend mit dem Krankheitsbild vertraute Behandler freuen sich über das vermeintliche Aufblühen, unterstützen es und bescheinigen ein positives Behandlungsergebnis. Gerade eine Person, die im eigenen Feuer gebrannt hat, muss erst wieder lernen, mit dem reichlich vorhandenen inneren Feuer verantwortlich umzugehen.
Bei von Burnout Betroffenen besteht ein süchtiges und übersteigertes Verlangen nach Arbeit, Leistung und Perfektion. Diese Aspekte sind von unserer Gesellschaft erwünscht und werden mit Lob versehen. Wie erwähnt, beginnt dies mitunter schon in der Klinik. Bei Rückkehr an einen Arbeitsplatz wird die neu gelernte, gesündere Haltung zu diesen Themen ständig auf den Prüfstand gestellt – eine anstrengende und gefährliche, aber auch notwendige Phase. Eine distanzierte Haltung und Abstinenz wie bei einem trockenen Alkoholiker zum Alkohol ist nicht praktikabel.
Auch hinterlässt psychisches Leiden Spuren im Gedächtnis. Wann immer eine Situation oder Emotion an die frühere Burnout-Episode erinnert, kann sich schreckhaft die Frage einstellen: Geht das alles jetzt wieder los? Doch gerade dieser Gedanke bringt das unselige Grübeln erst richtig in Gang. Wie bei Angsterkrankungen ist es die sprichwörtliche Angst vor der Angst. Nicht zuletzt hat eine Burnout-Episode das soziale Umfeld eines Betroffenen schwer belastet oder ganz aufgelöst. Auch diese Themen stehen nach Genesung und Rückkehr an einen Arbeitsplatz an: Konflikte müssen geklärt, neue Verabredungen getroffen oder eine eventuelle Einsamkeit erst einmal akzeptiert werden.
Burnout-Prophylaxe: Wie lässt sich der „Burnout-Rückfall“ vermeiden?
Wichtig ist für einen von Burnout Genesenen, notwendige Veränderungen in allen Lebensbereichen nicht nur emotional und per verbaler Willensbekundung zu sichern. Entscheidend sind Handlungen, Absprachen und Vereinbarungen mit den entsprechenden Personen. Als Angestellter am Arbeitsplatz bietet sich das sogenannte betriebliche Eingliederungsmanagement an, in dem etwa eine stufenweise Wiedereingliederung nach Hamburger Modell und andere Anpassungen verbindlich umgesetzt werden.
Ergänzend sind ambulante Angebote sinnvoll: Kliniknachsorge, Coaching, ambulant medizinische Begleitung (eventuell mit Medikation), Psychotherapie und Selbsthilfegruppen helfen als mögliche Elemente einer Burnout-Prophylaxe mit, den „Burnout-Rückfall“ zu vermeiden oder konstruktiv aufzugreifen.
Freiberuflich Tätige müssen sich aus diesen letztgenannten Angeboten ihre Burnout-Prophylaxe zusammenstellen und ihre positive Eigensteuerung bei ihrer Tätigkeit durch Unterstützung von außen im Blick behalten.
Ein hilfreiches Tool der Burnout-Prophylaxe können sich Betroffene noch während der Behandlung gestalten: Ein Behandlungstagebuch zu führen, ist auf jeden Fall ratsam. Fokussiert auf die Behandlung glauben Betroffene, die dabei gewonnenen und meist stark emotional besetzten Einsichten würden sie nie mehr vergessen. Dieses Verhalten ist verständlich, aber trügerisch: Eine Rückkehr in den turbulenten Alltag lässt dieses wertvolle Wissen zur Erkrankung und viele praktische Tipps in den Hintergrund treten, eventuell sogar ins Vergessen fallen.
Der Weg aus einem Burnout ist mit Rückfällen gepflastert. Richtig verstanden lässt sich aus dieser Tatsache mit beschriebener guter Burnout-Prophylaxe ein pragmatischer und undramatischer Umgang gewinnen, der zu nachhaltiger Genesung führt.