Welcher Fachexperte ist die richtige Anblaufstelle bei Depressionen, Burnout & Co.?

Bei der Vielzahl therapeutischer Anlaufstellen ist es oft nicht leicht, den richtigen Ansprechpartner zu finden: Psychiater, Psychotherapeut, Psychologe – bereits die Begrifflichkeit gibt so manches Rätsel auf. Worin liegen die Unterschiede und welcher Fachexperte ist die richtige Adresse bei DepressionBurnout & Co.?

Psychiater: Antidepressiva, AU, Testungen und Einweisung 

Wer eine psychische Erkrankung hat, der geht in der Regel zum Psychiater oder zum Psychotherapeuten. Ersterer hat Medizin studiert sowie eine entsprechende Facharztausbildung und darf Medikamente, wie bspw. Antidepressiva, verschreiben. Sie möchten keine Tabletten nehmen? Ein Besuch beim Psychiater kann für Sie dennoch sinnvoll sein. Dann etwa, wenn Sie Ihren Arbeitsalltag nicht mehr stemmen können: Als Mediziner ist der Psychiater dazu befähigt Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen auszustellen und kann Sie auch einmal länger „aus dem Verkehr ziehen“. Auch die Einweisung in eine psychiatrische Klinik ist Sache des Psychiaters. Darüber hinaus führt er Testungen, beispielsweise auf ADHS oder Depressionen, durch. 

Psychotherapeut: Verhaltenstherapie, Psychoanalyse & Co.

Der Psychotherapeut ist dagegen – sehr vereinfacht dargestellt – fürs Reden zuständig und somit die richtige Anlaufstelle, wenn beispielsweise eine Verhaltens- oder Gesprächstherapie gewünscht ist. Psychotherapeuten haben ein Psychologie-Studium sowie eine anschließende psychotherapeutische Ausbildung absolviert. Übersetzt bedeutet Psychotherapie „die Behandlung der menschlichen Seele“ und umfasst alle nicht-medikamentösen Behandlungsmethoden psychischer Erkrankungen. Doch Psychotherapie ist nicht gleich Psychotherapie. Hier gibt es verschiedene historisch gewachsene Ansätze, wie 

  • die Verhaltenstherapie
  • die systemische Therapie oder 
  • die tiefenpsychologisch fundierte Therapie. 

Sie alle verfolgen unterschiedliche Zielsetzungen: So besteht das Hauptziel der Verhaltenstherapie darin, positive Verhaltensweisen zu verstärken und negative zu beseitigen. Die vergangenen Erfahrungen einer Person stehen nicht im Mittelpunkt dieser Therapieform. Die Psychoanalyse dagegen zielt genau auf solche zurückliegenden, teils traumatischen Erlebnisse ab und geht davon aus, dass unterdrückte Emotionen im Unbewussten für die psychischen Probleme der Menschen verantwortlich sind. Als Beispiel sei hier die Hypnotherapie zu nennen, bei der mittels Hypnose das Tor zur Seele des Patienten geöffnet werden soll. Darüber hinaus existieren zahlreiche weitere, zum Teil non-verbale Psychotherapieformen, wie bspw. Musiktherapie oder Sport- und Bewegungstherapie.

Psychologe: Beratungsstellen, Personalwesen & Co.

Psychologen sind dagegen eher Wissenschaftler. Sie haben Psychologie studiert und befassen sich mit dem Lernen und Verhalten von Menschen. Man trifft sie häufig in Personalabteilungen aber auch an Schulen und bei psychologischen Beratungsstellen an. In Deutschland existiert ein breites Spektrum an solchen Beratungsstellen; sie reichen von Angeboten für psychisch Erkrankte und deren Angehörige bis hin zu Suchterkrankungen und können eine gute erste Anlaufstelle sein, wenn kurzfristig kein ambulanter Therapieplatz frei ist. Auch ergänzend können solche Angebote beansprucht werden, beispielsweise in Form von Gruppensitzungen. Wichtig ist jedoch, dass Therapeut und Beratungsstelle voneinander wissen und im Idealfall im gegenseitigen Austausch stehen. 

Wie finde ich die richtige Psychotherapie?

Wie bereits erläutert: Psychotherapie ist nicht gleich Psychotherapie. Selbst wenn Sie sich bereits dafür entschieden haben, eine ambulante Psychotherapie einer medikamentösen Behandlung vorzuziehen, kann ein Besuch beim Psychiater daher nicht schaden. Er kann eine erste Einschätzung Ihrer Erkrankung vornehmen und abschätzen, welche Therapieform den größten Erfolg verspricht. So setzt eine Verhaltens- bzw. Gesprächstherapie beispielsweise die Fähigkeit zur Selbstreflexion voraus, die beispielsweise bei psychotischen Erkrankungen oft nicht gegeben ist. Je nach Wohnort kann es zu Engpässen bei freien Psychotherapieplätzen kommen. Hier ist ein wenig Eigeninitiative erforderlich. Im Internet gibt es zahlreiche Seiten, die bei der Suche nach einem geeigneten Psychotherapeuten unterstützen. Da das Angebot zum Teil nur regionale Gültigkeit hat, empfiehlt sich ein Anruf bei der eigenen Krankenkasse. Sie kann Auskunft darüber geben, welches Informationsangebot sich in der eigenen Region am besten für die Suche eignet. 

Mehr zu dem Thema „Wie finde ich die richtige Psychotherapie“ lesen Sie ab kommenden Donnerstag in unserem Magazinartikel „Verhaltenstherapie, systemische Therapie, Psychoanalyse…“

Fazit:

Ob Psychiater, Psychotherapeut oder Beratungsstelle, Depression, Burnout oder Suchterkrankung. Das Hilfsangebot in Deutschland für psychische Erkrankungen ist groß. Scheuen Sie sich nicht davor, sich rechtzeitig Hilfe zu suchen. Je früher Sie professionelle Unterstützung bekommen, desto größer sind die Aussichten auf Heilung.