Nicht nur in Altenwohnheimen sind Fachkräfte aus der Pflege gefragt – auch in der Schlossparkklinik Dirmstein, Private Akutklinik für Psychotherapie, Psychiatrie und Psychosomatische Medizin kommen Pflegekräfte, sogenannte Gesundheit- und Krankenpfleger, zum Einsatz. Doch wie sieht die Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen eigentlich aus? Welche Aufgaben übernimmt die Pflege in einer psychiatrischen Psychiatrie und wie sieht ein typischer Tagesablauf für das Team aus? Wir haben uns mit Nicole Hibinger, Bereichsleiterin des Pflegedienstes in der Schlossparkklinik, ausgetauscht.
Wie sieht der Tagesablauf als Pfleger in einer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie aus?
In der Schlossparkklinik arbeitet das Pflegeteam in drei Schichten:
- Frühdienst von 6 Uhr bis 14 Uhr
- Spätdienst von 13 Uhr bis 21 Uhr
- Nachtdienst von 20.30 bis 6.30 Uhr
Der Frühdienst beginnt wie jeder der drei Dienste mit einer „Übergabe“. Diese dient der Informationsweitergabe innerhalb des Pflegeteams und sorgt dafür, dass wichtige patientenbezogene Vorkommnisse nicht verloren gehen.
Auch organisatorische oder mitarbeiterbezogene Inhalte werden in dieser Zeit besprochen.
Anschließend wird das Protokoll für die Frühbesprechung ausgearbeitet, in welcher die Inhalte der Übergabe weitergegeben und im interdisziplinären Team besprochen werden.
Danach finden sich meist schon einige Patienten zur Temperatur- oder Vitalzeichenkontrolle ein. Kommen Fragen zum wöchentlichen Therapieplan auf, wird versucht, diese gemeinsam mit dem Patienten zu klären.
Zwischendurch widmen wir uns verschiedenen administrativen Aufgaben wie der Aktenvorbereitung für Neuaufnahmen, Bestellungen von Medizinprodukten oder Medikamenten.
In aufkommenden Krisensituationen stehen wir den Patienten individuell zur Seite und versuchen gemeinsam mit dem Patienten eine Besserung des belastenden Zustands herzustellen – eine wichtige Tätigkeit der Pflege in einer Psychiatrie oder psychiatrischen Fachklinik. Nach Bedarf verabreichen wir auch Medikamente nach ärztlicher Anordnung.
Zur Mittagszeit findet erneut eine Besprechung im interdisziplinären Team statt. Dort tauschen sich Ärzte, Pfleger und (Fach-)Therapeuten in einem festen Rahmen über die Patienten aus, besprechen aktuelle Fortschritte oder auch Schwierigkeiten.
Der Spätdienst beginnt ebenfalls mit einer 30-minütigen Übergabe.
Sind Neuaufnahmen für den jeweiligen Tag angekündigt, findet die pflegerische Aufnahme im Verlauf des Nachmittages statt.
Um ca. 16 Uhr haben auch die Patienten „Feierabend“ und keine Therapieeinheiten mehr. Meist ergibt sich dann die Möglichkeit in Kontakt zu treten und das eine oder andere „Schwätzchen“ zu halten. Manchmal entwickeln sich auch tiefgründigere Gespräche, die es ermöglichen den Einzelnen in seiner Ganzheit und Einzigartigkeit besser kennenzulernen.
Der Spätdienst übergibt dem Nachtdienst ab 20.30 Uhr das Zepter. Zur Nacht wird es meist ruhiger im Haus, da auch die Patienten erschöpft vom Tag und ihren Therapieeinheiten sind.
Gemeinsam mit einem täglich wechselnden Bereitschaftsarzt sind wir für die Patienten auch in der Nacht Ansprechpartner, führen supportive Gespräche oder verabreichen bei Bedarf Medikamente.
Der Nachtdienst endet mit der morgendlichen Übergabe an den Frühdienst.
Mein Weg zur Pflege in der Psychiatrie: Ausbildung zur Krankenpflegerin
Bevor ich im August 2019 zur Schlossparkklinik Dirmstein kam, arbeitete ich sechs Jahre in der Kinderkrankenpflege einer Kinder- und Jugendpsychiatrie. In dieser Zeit habe ich auch meine Qualifikation in der „Traumazentrierten Fachbegleitung und -betreuung“ erworben.
Meine Laufbahn im psychiatrischen Bereich begann aber schon viel früher. Während meines Fachabiturs mit Schwerpunkt Gesundheit arbeitete ich bereits ein Jahr lang in der Akutpsychiatrie und absolvierte danach meine dreijährige Ausbildung zur Krankenschwester in der Psychiatrie der heutigen Vitos-Klinik in Hadamar. Dort war ich im Anschluss an mein Examen zehn Jahre lang in der Forensik tätig, einer Maßregelvollzugseinrichtung für suchtkranke Straftäter.
Heute bezeichnet man das Berufsbild des Pflegers in der Psychiatrie in der Regel als „Gesundheits- und Krankenpfleger“ und mit der entsprechenden Weiterbildung als „Fachkraft in der psychiatrischen Pflege“.
Welche Fortbildungsmöglichkeiten hat man als Pflegefachkraft der SPK?
Das Pflegeteam der Schlossparkklinik Dirmstein erhält wöchentlich Fortbildungen. Ein Mitarbeiter aus dem Arzt-/Therapeuten-Team oder unsere Fachkrankenschwester für Psychiatrie referiert über ein bestimmtes Thema. Generell ist es so, dass die Mitarbeiter mit mehr Erfahrung die unerfahreneren Kolleginnen und Kollegen schulen. Selbstverständlich haben aber auch wir Pflegekräfte die Möglichkeit, uns entsprechend weiterzubilden, wenn uns eine bestimmte Qualifikation/Spezialisierung interessiert.
Wie sind die Arbeitszeiten? Kann man auch in Teilzeit in der Pflege arbeiten?
In der Schlossparkklinik Dirmstein arbeiten wir im Dreischichtsystem, also in Früh-, Spät-, und Nachtdienst.
Es gilt die 5-Tage-Woche mit einer Wochenarbeitszeit von 37,5 Stunden. Es sind aber auch Teilzeitmodelle mit 50-, 60-, 75- oder 80-Prozent-Stellen möglich.
Da die Arbeitszeit in ganzen Schichten à 7,5 Stunden abgeleistet wird, ergeben sich beispielsweise für einen Stellenumfang von 50 % zehn bis elf Arbeitstage im Monat. So ergibt sich ein abwechslungsreicher Dienstplan, der jedem Mitarbeiter eine ausgeglichene Work-Life-Balance ermöglichen soll.
Welche Voraussetzungen und Fähigkeiten sollte man als Pfleger in einer Klinik für Psychiatrie mitbringen?
Berufserfahrung ist sehr wichtig, weil damit auch Selbstsicherheit und eine gewisse Routine in Krisensituationen einhergehen. In solchen Momenten sollte man keine Aufregung auf den Patienten übertragen, sondern sein sicherer Hafen sein und ihm Skills beibringen, mit Hilfe derer er in Zukunft Krisen zunehmend selbst bewältigen kann. Gleichzeitig ist es gerade in emotionalen Situationen notwendig, eine professionelle Distanz zu wahren. So schützt man sich selbst auch besser davor, manipuliert zu werden. Schließlich müssen sich unsere Patienten an bestimmte Regeln halten, die nicht immer jedem gefallen. Mit der daraus resultierenden Unzufriedenheit oder Versuchen, Regeln zu umgehen, sind wir vom Pflegepersonal dann konfrontiert. Persönlich nehmen sollte man solch ein Verhalten nicht. In der Regel erfahren wir aber eine hohe Akzeptanz, wenn wir unseren Patienten den Sinn hinter diesem und jenem Vorgehen erklären.
Was macht Dir an dem Job als Gesundheits- und Krankenpflegerin am meisten Spaß?
Generell ist der Job einfach wahnsinnig facettenreich und besonders in einer Klinik für Psychotherapie und Psychiatrie sehr spannend. Wir aus dem Pflegeteam tragen eine große Verantwortung und arbeiten sicherlich selbstständiger als in anderen Einrichtungen. In der Schlossparkklinik können wir Arbeitsschritte priorisieren und flexibel einteilen, und uns dadurch wirklich Zeit für die Patienten nehmen. Das wäre woanders so nicht möglich.
Auch die Zusammenarbeit in unserem kleinen Team harmoniert! Wir sind knapp unter zehn Personen in der Pflege und unterstützten uns gegenseitig, wo immer es geht, und können über alles miteinander reden. Zu guter Letzt ist da noch das Feedback der Patienten. Viele kommen immer wieder und auch ehemalige Patienten bleiben mit uns in Kontakt, rufen zwischendurch an oder schreiben Mails. Das erfüllt mich mit viel Freude.
Danke für den Beitrag. Ich habe schon lange überlegt in der psychiatrischen Pflege zu arbeiten. Es scheint ein sehr interessantes Feld zu sein.