Halbwissen und Irrtümer erschweren die Akzeptanz psychischer Erkrankungen
Über psychische Erkrankungen kursieren in unserer Gesellschaft viele Gerüchte, Halbwahrheiten und Irrtümer. Brechen Sie ein Tabu und sprechen Sie offen über die geistige Gesundheit! Für Ihr Wohl als Betroffener und als Angehöriger gleichermaßen.
Die Vielfalt der Formen von psychischen Erkrankungen
Psychische Erkrankungen sind vielfältig und können jeden treffen. Allein von Depressionen sind in Deutschland rund 10 % der Bevölkerung betroffen. Rund 10.000 Menschen nehmen sich jedes Jahr das Leben, weil sie aus ihrer Situation mit oder durch die Krankheit keinen Ausweg sehen. Dabei rühmen sich im Alltag viele Menschen, Kenntnisse über psychische Erkrankungen zu haben. Jeder kennt einen, der einen kennt, der einen kennt… und viele können unzählige Ratschläge geben, was der Betroffene „lediglich“ tun muss, um wieder zu genesen.
Die damit verbundenen Verallgemeinerungen und vielfältigen Irrtümer, wie der Gedanke, dass nur „schwache“ Persönlichkeiten an der Psyche erkranken, sorgen leider dafür, dass viele Betroffene aus Scham und Sorge vor gesellschaftlichen Konsequenzen schweigen – oder sich im schlimmsten Fall gar nicht erst in eine Behandlung begeben. Dabei ist heute bekannt, dass unser Alltag von vielfältigen Belastungen geprägt wird, die mit unserem sozialen Leben oft nicht mehr vereinbar sind. Leistungsdruck auf der Arbeit, persönliche Schicksalsschläge und vieles mehr prägen die psychosozialen Ursachen für die Entstehung einer psychischen Erkrankung. Hinzu kommen körperliche Aspekte wie Erkrankungen mit Hormonstörungen und Organfehlfunktionen, die zusätzlichen Einfluss nehmen. Auch zahlreiche chronische Erkrankungen sind dafür bekannt, die Entstehung von Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen zu fördern.
Ergänzende Unterstützung durch Selbsthilfegruppen
In einer Gruppe von Gleichgesinnten findet sich häufig eine gute Unterstützung, die weit über die klassische Stärkung durch die eigene Familie hinausgeht. In jeder größeren Stadt finden sich heute für Betroffene ebenso wie für Angehörige regelmäßige Treffen, die den Austausch mit Menschen fördern, die durch eigene Erfahrungen ein besseres Verständnis für Ängste, Sorgen und Nöte haben als unbeteiligte Personen des eigenen Bekanntenkreises.
Die hieraus resultierende Unterstützung stärkt auch die eigene Situation maßgeblich, selbstbewusster und offener mit der eigenen Gesundheitsproblematik umzugehen. So lernen Sie Schritt für Schritt nicht nur mehr über Ihre Erkrankung und den Umgang mit der individuellen Situation, sondern werden sicherer gegenüber Fragen und Vorurteilen aus Ihrem Umfeld.
Ehrlichkeit für Transparenz und Vertrauen
Wenn Sie offen mit Ihrer Erkrankung umgehen, ebnen Sie langfristig sich und anderen Betroffenen den Weg in eine Gesellschaft, die offen und mit Verständnis auf die mit psychischen Erkrankungen einhergehenden Probleme reagiert. Natürlich müssen Sie nicht jeden Menschen in Ihrem Umfeld über Ihre psychische Erkrankung und die dazugehörigen Umstände informieren. Doch seien Sie auch mutig und stehen Sie dazu, wenn Sie an einer Depression, einer Angststörung oder an einer anderen Problematik der Psyche erkrankt sind. Erläutern Sie nur, dass es oft schwierig ist, wenn das Verständnis für die Schwere einer psychischen Erkrankung fehlt.
Sie werden schnell merken, wie erstaunt viele Kontakte reagieren, wenn Sie von Betroffenen eine solche Offenheit erfahren. Sie werden erleben, dass manche Menschen offen werden und von eigenen Erfahrungen berichten. Und vielleicht öffnen Sie einem anderen Betroffenen auch die „Türe“, sich selbst in die Hilfestellung durch eine Behandlung zu trauen.
Doch Sie dürfen ebenso offen erläutern, dass Sie keine Ratschläge wünschen, da Sie eine individuelle, auf Ihre Problematik abgestimmte Behandlung gegenüber Verallgemeinerungen bevorzugen.
Immer mehr unabhängige Selbsthilfestellen und -Vereine suchen aktiv die Öffentlichkeit, um über die Problematik von Menschen mit psychischen Erkrankungen in unserer Gesellschaft aufzuklären, Stigmatisierung zu reduzieren und Hemmungen abzubauen. Hierzu zählen unter anderem:
- Die Kampagne „Depression hat ein Gesicht“
- Die Zeitschrift „Miles“
- Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe
und viele andere neben regionalen und überregionalen Selbsthilfegruppen
beispielsweise zu finden über die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen NAKOS