Depressionen haben nicht nur Auswirkungen auf Betroffene, sondern auch auf deren Umfeld. Für Angehörige ist es mitunter extrem schwer, mit ihrem depressiven Mann oder der depressiven Partnerin umzugehen oder gar zusammenzuleben. Viele können irgendwann einfach nicht mehr. Wichtig ist in dieser Situation, auch sich selbst zu schützen.
Der Partner zieht sich zurück, wirkt antriebslos und verzweifelt, hat plötzlich keine Freude mehr an Dingen, die ihm früher Spaß machten – das können Auswirkungen einer Depression sein. Ob diagnostiziert oder nicht, die Beziehung leidet unter einer Depression. Hilflosigkeit macht sich breit. Die Gefahr der Co-Depression, bei der Partner ihre Bedürfnisse häufig komplett zurückstellen, ist allgegenwärtig. Viele Partner von depressiven Menschen kommen immer wieder an den Punkt, zu sagen „Ich kann nicht mehr.“ Nicht selten führt das früher oder später dazu, dass die Beziehung nicht aufrechterhalten werden kann. In jedem Fall spielt es eine große Rolle, dass Angehörige von Personen mit Depressionen ihre eigenen Interessen nicht vollständig aufgeben.
So schützen Sie sich selbst, wenn Ihre Frau oder Ihr Mann depressiv ist
Nur, wer selbst Kraft hat, kann auch Kraft geben. Es hilft deshalb niemandem, wenn Angehörige sich völlig aufopfern. Stattdessen sollten Sie Ihre eigenen Bedürfnisse erfüllen und Ihre Gefühle ernst nehmen. Das mag nun leichter klingen, als es in der Praxis ist. Deshalb können schon kleine Schritte helfen: geliebten Hobbys nachgehen, sich mit Freunden treffen und soziale Kontakte pflegen. Dazu gehört auch, die eigenen Gefühle nicht in sich aufzustauen, sondern sie mit dem Partner oder einer außenstehenden Person zu teilen. Wichtig dabei: Alle Emotionen sind valide. Ob die Situation Trauer, Angst oder Wut auslöst – Hauptsache ist, diese Gefühle nicht zu unterdrücken.
Ein scheinbares Tabuthema ist auch die Trennung von einem Menschen mit Depressionen. Die Krankheit kann eine Beziehung schwer belasten und beispielsweise zu Entfremdung führen. Wenn Sie als Partner selbst am Ende ihrer Kräfte sind, scheint eine Trennung oft der einzige Ausweg. Dies ist in keinster Weise zu verurteilen, schließlich ist die Gesundheit von beiden Partnern gleichermaßen wichtig.
Die eigenen Grenzen kennen: „Ich kann nicht mehr“ verhindern
Gleichermaßen sollten sich Angehörige bewusst machen: Eine Depression ist eine schwerwiegende Krankheit. Deshalb sollten sie ihren eigenen Einfluss nicht überschätzen. Studien zufolge haben über 70 Prozent der Partner Schuldgefühle. Diese sind aber absolut unbegründet, selbst wenn es zuvor Streitigkeiten oder Spannungen in der Beziehung gab. Die Verantwortung für den Ausbruch der psychischen Krankheit sowie für deren Heilung liegt nicht beim Partner und auch nicht bei den Betroffenen selbst. Eine Person mit Depressionen alleine zu heilen, wird ebenso wenig möglich sein wie bei einem Beinbruch oder Tumor. Unterstützung ist das Eine, sich völlig für die Genesung der geliebten Person verantwortlich zu machen das Andere. Der Einfluss von Angehörigen hat in diesem Fall klare Grenzen. Deshalb ist professionelle Hilfe unumgänglich.
Ihr Partner ist depressiv? Hilfsangebote nutzen!
Es ist völlig nachvollziehbar, dass Partner von depressiven Menschen überfordert oder verzweifelt sind. Irgendwann werden sie vielleicht an den Punkt kommen, zu sagen „Ich kann nicht mehr“, wenn Ihr Mann oder Ihre Frau schon über einen längeren Zeitraum an einer Depression leidet, ohne dass sich etwas bessert. Spätestens dann ist psychologische Unterstützung auch für Angehörige ratsam. Es muss aber keineswegs bereits eine Co-Depression bestehen, um sich professionelle Hilfe zu holen. Auch Selbsthilfegruppen können eine erste Anlaufstelle sein.
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