Sie sind beruflich erfolgreich und an den reibungslosen Durchmarsch gewöhnt? Dann wird es Zeit für eine Niederlage. Denn die tut Ihrer Karriereplanung gut – wenn Sie richtig scheitern und Misserfolg für sich zu nutzen wissen.

Es ist die Mutter aller Niederlagen! Am 26. Mai 1999 treffen die Fußballschwergewichte Manchester United und FC Bayern München aufeinander. Es geht um nichts weniger als die Krone im europäischen Vereinsfußball: Den Gewinn der UEFA Champions League! Bis zur 90. Minute führt München durch ein Tor von Mario Basler mit 1:0. Der Triumph ist greifbar. Doch mit einem Doppelschlag in der Nachspielzeit entreißt der englische Topklub den Münchnern den sicher geglaubten Sieg. 1:2.

Der Legende nach schwören sich die Bayernspieler noch in der Nacht ihrer größten sportlichen Niederlage, dass sie den Henkelpott nach München holen werden. Zwei Jahre später stehen sie wieder im Champions League Finale, diesmal gegen den FC Valencia. Im Elfmeterschießen wehrt Oliver Kahn drei Schüsse ab – und der FC Bayern München gewinnt den langersehnten Pokal! Später werden die Spieler sagen, dass dieser Triumph ohne die Niederlage gegen Manchester nie möglich gewesen wäre.

Berufliche Niederlagen wegstecken

Ob im Leistungssport oder beruflichen Alltag, Misserfolge gehören einfach dazu.

  • Die verhauene Vorstandspräsentation.
  • Der verlorene Pitch.
  • Die schlechten Quartalszahlen.
  • Die abgebrochene Verhandlungsrunde.
  • Das zu kostenintensive Projekt.

Die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Doch wer Misserfolge anerkennt und sich dem Scheitern im Beruf stellt, kann sich persönlich weiterentwickeln und effizienter arbeiten, seine Karriere beschleunigen oder auch den Umsatz seines Unternehmens steigern.

Oft jedoch ist Verdrängung der erste Reflex nach dem Scheitern: „Ich mache das ungeschehen.“ Manche Menschen überspielen die Niederlage sofort und scheinbar perfekt. Eine andere Taktik ist das Leugnen: „Ich war es nicht“. Doch wer eine seriöse Karriereplanung im Auge hat, sollte diese Versteckspiele sein lassen und die Niederlage für mehr Selbsterkenntnis nutzen. 

Niederlagen nutzen

Misserfolge zu verarbeiten, bedeutet auch: Gehen Sie nicht zu hart mit sich ins Gericht. Sich selbst kasteien und niedermachen, erzeugt nur weitere Schwächung und Verletzung. Betreiben Sie stattdessen seriöse Ursachenforschung. Wichtig ist echte Neugier und eine offene, gelöste Haltung:

  • Was sagt mir diese Niederlage?
  • Verweist der berufliche Misserfolg auf einen ungelösten inneren oder äußeren Konflikt?
  • Versteckt sich hinter der Niederlage eine alte Angst vor dem Scheitern?
  • Was kann ich verbessern?
  • Wie kann ich künftig effizienter arbeiten?
  • Welche äußeren Faktoren haben das Projekt belastet?
  • Wie genau ist es zum Umsatzrückgang gekommen?
  • Welche beteiligten Personen inklusive mir haben nicht optimal performt?

Solche Fragen können auch im Team klar, sachlich und fair beantwortet werden. Für Fragen zur Selbstbetrachtung ziehen Sie gerne eine Vertrauensperson, einen Mentor oder professionellen Coach hinzu.

Scheitern im Job als Teil der Karriereplanung

Viele berühmte Persönlichkeiten wurden erst nach mehrfachem Scheitern erfolgreich. Der Schriftsteller Samuel Beckett formulierte es einmal so:

„Stets versucht. Stets gescheitert. Egal. Nochmal versucht. Wieder gescheitert. Besser gescheitert.“

Wer erlebt hat, wie effektiv man Niederlagen nutzen kann, geht gestärkt daraus hervor. Drehen Sie dafür den Spieß um. Was für viele der größte Horror ist, kann für Sie zum Antrieb werden. Sie verstecken Misserfolge nicht schamvoll. Sie nutzen keine Ausflüchte mehr. Sie machen weder andere noch sich selbst klein. Das beeindruckt Ihre Mitmenschen, verleiht Charisma, lässt Sie effizienter arbeiten – und kann Ihre Karriereplanung beflügeln.

Ein Beispiel: Als Projektleiter, der mit Niederlagen selbstbewusst umgeht, benennen Sie ganz direkt, unaufgeregt und konkret vor Ihrem Team, vor Führungskräften oder Stakeholdern die Risiken des Scheiterns ihres neuen Projekts, deren Wahrscheinlichkeit und wie Sie diese minimieren. Das strahlt Souveränität aus und Sie gewinnen die Zustimmung der Personen, die Sie überzeugen wollen.

Niederlagen hinter sich lassen

Wer zu lange an Niederlagen festhält, stagniert in der Karriereplanung und fühlt sich irgendwann kraft- und wertlos, leer oder distanziert sich von seinem beruflichen Tun. Selbst Freizeit wirkt in dieser Negativspirale irgendwann blass und sinnlos. So kann beruflicher Misserfolg zu Depressionen und Burnout führen. Um diesem Zustand vorzubeugen, ist es wichtig, aktiv zu bleiben, Routinen zu durchbrechen und zum Beispiel etwas Neues zu lernen. Verschaffen Sie sich Erfolgserlebnisse. Um im Bild zu bleiben: Machen Sie es, wie die Fußballer. Schießen Sie Tore.

Hinweis der Redaktion: Dieser Beitrag erschien in der originalen Version am 22. Februar 2022 im SPK Magazin. Wir haben den Text aktualisiert.