Neue Wege und Fertigkeiten entdecken und erlernen
Dass sportliche Aktivität und Bewegung Depressionen und andere psychische Erkrankungen lindern helfen kann, ist vielerorts bekannt. Doch auch kreative Angebote gehören zum festen Repertoire von Kliniken und Einrichtungen für die Behandlung von psychischen Erkrankungen. Sie dienen als Therapierahmen und Entspannungsförderung, sorgen dabei für eine aktive Beschäftigung nach individuellem Interesse und bieten Raum für Erfolgserlebnisse.
Kunst als Plattform für Gefühlsbeschreibungen
Künstlerische Betätigungen bieten ein erlebbares Ausdrucksmittel für individuelle Eindrücke. Nicht umsonst gehören Musik und Kunst schon lange als fester Bestandteil zur therapeutischen Behandlung. Die meisten Menschen fühlen sich wohler, wenn Sie sich mit den schönen Künsten umgeben. Die Wahrnehmung ist dabei so unterschiedlich wie die Menschen selbst. „Über Geschmack lässt sich nicht streiten!“ besagt schon der Volksmund und die Bandbreite von Musikrichtungen und Kunststilen gibt ihm recht.
Musik ist in der Lage, die Stimmung zu beeinflussen und das Musizieren bietet Raum, sich an der melodischen und rhythmischen Ausdrucksweise zu beteiligen. Die Bewegung nach Musik unterstützt die Entwicklung eines neuen Körpergefühls. Dabei können schon kleine Bewegungen den ersten Schritt bedeuten und spätere Tänze sich durch die vielfältigen Bewegungsabläufe sicherlich schon mit den Effekten von Sport auf psychische Erkrankungen vergleichen. Doch beim Tanz steht nicht die Leistung im Vordergrund, sondern die mit den Sinnen wahrgenommene Bewegung. Die aktive Arbeit mit dem Körper sorgt für eine Verfeinerung des Erlebens der Gliedmaßen ebenso wie der beanspruchten Muskeln, die sonst nur instinktiv und unbewusst wahrgenommen werden kann. Wie die Musik kann auch die Bewegung individuell sein: zwischen schnell und langsam, hektisch und entspannt, laut und leise gibt es unzählige Zwischentöne, die sich mit der Neuentdeckung der eigenen Gefühlswelt verbinden lassen.
Ähnlich wie die Musik nehmen Farben Einfluss auf die menschliche Stimmung. Sie werden deshalb ganz alltäglich und vielfältig schon in der Wohnraumgestaltung eingesetzt. Blau gilt als ruhige Farbe, Rot als aktivierend, Gelb als fröhlich stimmende „Gute-Laune“-Farbe. Und wer zum ersten Mal die Wohnräume eines Menschen betritt, kann über die Farbgestaltung der Wohnraumumgebung häufig schon viel über den Bewohner erahnen. Zeigen sich klare Farbkonzepte oder ein bunt gemischtes Chaos im Gesamtbild? Mitunter zeigt sich auch in der bunten Oberfläche eine klare, harmonische Struktur.
Für einen Menschen mit psychischen Problemen oder einer bereits ausgebrochenen Erkrankung bietet der Umgang mit der bildenden Kunst ein erweitertes Medium der Darstellung von Stimmungslagen und Gefühlen. Im kreativen Prozess lassen sich Gedankengänge und Konflikte optisch sichtbar machen und neu durchdenken, um neue Zugänge zum Innenleben zu ermitteln. Somit erfolgt im Rahmen einer Kunsttherapie stets eine Förderung und Forderung der seelisch-geistigen Fähigkeiten, während das Beginnen und Erschaffen bis hin zum Beenden eines kreativen Projektes ein besonderes Erfolgserleben vermittelt. Dabei ist es nicht zwangsläufig notwendig, dass höchste handwerkliche Ansprüche erfüllt werden und das Ergebnis einem Kunstwerk gleicht. Das Ergebnis ist ein Spiegel der inneren Welt, der stetig zu seinem Erschaffer passt.
Neue Wege und Fertigkeiten entdecken und erlernen
Durch die kompetente Anleitung eines Kunsttherapeuten können Betroffene von psychischen Erkrankungen sich selbst oft völlig neu entdecken. Im Rahmen der Gestaltungszeiten wird durch einfühlsame Gespräche der Entwicklungsprozess unterstützt und die schöpferische Tätigkeit in den Mittelpunkt gesetzt. Dabei bietet die künstlerische Arbeit zwischen Therapeut und Klient vielfältige Möglichkeiten und Materialien. Ob spielerisches Gestalten mit vergänglichen Materialien wie Sand oder manifestierende Gebilde wie Tonarbeiten, Holz oder Farben: Die Kreativität unterstützt maßgeblich die Gesprächsarbeit zur psychischen Stabilisierung, die Förderung von psychosozialen Kompetenzen und verbessert somit nachhaltig das Lebensgefühl. Und wer weiß, vielleicht entsteht aus der therapeutischen Arbeit mit kreativen Materialien sogar ein neues Hobby oder die Entdeckung ungeahnter Talente.