Gerade im Winter drückt das Grau in Grau auf Stimmung und Antrieb. Denn wenn bei langen Phasen der Dunkelheit die Produktion des Schlafhormons Melatonin auf Hochtouren läuft, geht das zulasten unseres Serotoninspiegels. Das wiederum fördert die Entstehung insbesondere saisonal-abhängiger Depressionen, umgangssprachlich auch „Winterblues“ genannt. In diesem Fall hilft eine Lichttherapie: Die Depression lässt sich damit gut behandeln.
Nahezu alle Lebewesen orientieren sich mit den Interaktionen ihres Organismus hin zum Licht: Einzeller bewegen sich sichtbar zu Lichtquellen hin, Pflanzen drehen Blätter und Blüten zur Sonne hin. Nur der Mensch hat seinen Lebensrhythmus in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr vom Licht wegbewegt.
Wie Licht unsere Psyche beeinflusst
Schon in den frühen 1970er Jahren definierte der Biologe Stephen Boyden Tageslicht als eines der Grundbedürfnisse des Menschen, um sich wohlfühlen zu können. In unserem Alltag verbringen wir heute jedoch durchschnittlich bis zu 90 Prozent unserer Zeit in geschlossenen Räumen, die nur eingeschränkt einen ausreichenden Lichteinfall gewährleisten. Doch der Körper benötigt das natürliche Licht, um vielfältige Körperfunktionen optimal zu unterstützen. Dazu gehören neben der Produktion von Vitamin D viele weitere Stoffwechselprozesse, die den Tag-Nacht-Rhythmus und das Wohlbefinden beeinflussen. Jeder vierte Mensch leidet inzwischen – meist unerkannt – unter den Folgen von Lichtmangel. Eine Lichttherapie und eine Verbesserung der grundlegenden Lichtverhältnisse im eigenen Umfeld können nachhaltig Linderung verschaffen.
Wie Lichttherapie bei Depression hilft
Durch lange Nächte und den bewölkten Himmel am Tag produziert unser Körper im Winter mehr von dem Schlafhormon Melatonin. Dieses macht uns müde und erhöht unser Ruhebedürfnis, eine Antriebslosigkeit und gedrückte Stimmung stellen sich ein. Während Tageslicht diesen Umbauprozess nämlich hemmt, beginnt unser Organismus bei Dunkelheit in der Zirbeldrüse Serotonin in Melatonin umzuwandeln. Serotoninmangel wiederum geht oft mit Depressionen einher. Hier setzt die Lichttherapie an.
Bei der Lichttherapie, wie sie auch die Schlossparkklinik Dirmstein anbietet, werden Betroffene einer saisonal-abhängigen Depression an fünf bis sieben Tagen pro Woche für jeweils 30 Minuten mit einer 10.000-Lux-starken Lampe bestrahlt – das entspricht etwa der Lichtintensität an einem sonnigen Sommertag. Bei anderen Erkrankungen des depressiven Spektrums kommt die Lichttherapie auf Wunsch als ergänzendes Verfahren zum Einsatz und wird seltener angewendet: etwa drei- bis viermal wöchentlich. Nach etwa vier bis sechs Wochen entfaltet sich die Wirkung der Therapie. Dass der Placebo-Effekt seinen Teil zum Behandlungserfolg beiträgt, ist nicht ausgeschlossen. Denn schon wer morgens aufsteht, um sich zur Lichttherapie-Sitzung aufzurappeln, ob zuhause oder in einer Klinik, bringt Rhythmus in den Tag und überwindet seine Antriebslosigkeit. Schon das sorgt für kleine Erfolgserlebnisse.
Wichtig zu wissen: Die speziellen Geräte arbeiten zwar mit dem vollen Spektrum des Sonnenlichts (also allen Wellenlängen), ihr Licht enthält aber keine UV-Strahlung! Die Vitamin-D-Produktion wird durch Tageslichtlampen also nicht unterstützt. Gleichzeitig ist die Lichttherapie dadurch aber auch ohne Schutz für die Augen unschädlich. Lediglich bei Patienten mit Augenerkrankungen ist Vorsicht geboten.
Wie Tageslichtlampen für zuhause wirken
Gängige Wohnraumleuchten haben eine Stärke von 300 bis 800 Lux, und damit nur einen Bruchteil der Stärke der Lichttherapie-Lampen, die mit 2.500 bis 10.000 Lux arbeiten. Inzwischen sind jedoch auch Tageslichtlampen, in der Regel LED, in dieser hohen Intensität und sogar mit dem Spektrum des Sonnenlichts (sogenannten Vollspektrum-Lampen) im Einzel- und Onlinehandel erhältlich. Eine Anschaffung kann sich durchaus lohnen, wenn Sie Ihr Wohlbefinden steigern und saisonalem Lichtmangel entgegenwirken wollen. Tageslicht, auch nachgeahmt, aktiviert unseren Bio-Rhythmus und kann insbesondere am Morgen als Impulsgeber für den Tag genutzt werden.
Farblicht zur Förderung des Wohlbefindens – Lichttherapie hilft nicht nur bei einer Depression
Über die klassische Wirkung der Lichttherapie-Lampe hinaus kann Farblicht auch Ihr allgemeines seelische Wohlbefinden fördern. So können Sie eine positive Raumatmosphäre schaffen und die natürliche Wirkung von Farben auf unsere Konzentrationsfähigkeit oder Stimmung nutzen. Blautöne gelten als beruhigend und erfrischend, Rottöne als aktivierend und motivierend. Grün wird als entspannende Farbgebung eingesetzt, während Gelb für kreative und motivierende Aspekte steht. Orange gilt als gemütliche Farbe, die Wärme und Geborgenheit vermittelt. Farblichtlampen können so zum Beispiel auf Wohnraum, Tageszeit und gewünschtes Ambiente abgestimmt werden.
Wie Sie sehen, sind die Anwendungsgebiete von Licht also vielfältig, grenzen sich von der Lichttherapie bei Depression jedoch klar ab. So arbeitet die Phototherapie in Lichtduschen gezielt mit UV-Licht bei der Behandlung von Hauterkrankungen und die Infrarotlicht-Therapie mit Wärmeentwicklung, welche bei Schmerzen und Durchblutungsproblemen förderlich ist.