Die Diskussionen um das Homeoffice reißen nicht ab. Für und Wider werden in der Öffentlichkeit teils heftig diskutiert – vor allem auf sozialen Plattformen wie etwa LinkedIn. In der hitzigen Debatte scheint es nur zwei Arbeitsmodelle zu geben: „Flexibles Arbeiten, wo und wann man“ will versus „Alle zurück ins Büro“! Dabei geht oft unter, dass jeder Mensch ganz individuell reagiert. Manche genießen es, mobil zu arbeiten und sind genervt vom Pendeln und Büroalltag. Andere fühlen sich wohler, wenn sie einem geordneten Arbeitstag im Büro nachgehen. Im schlimmsten Fall macht sie das Homeoffice sogar krank.
Homeoffice – Zahlen, bitte:
- Laut einer Befragung des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation (bidt) arbeiteten Ende 2024 39 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland mindestens gelegentlich von zu Hause aus. 41 Prozent der Befragten schätzen ihre Arbeitsproduktivität zu Hause höher ein als im Büro. 50 Prozent stellen keinen Unterschied fest.
- In 82 Prozent der Unternehmen der Informationswirtschaft arbeiten Beschäftigte mindestens einmal pro Woche von zu Hause aus, so eine Studie des ZEW. 48 Prozent der Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe ermöglichen ihren Mitarbeitenden mindestens einen Homeoffice-Tag pro Woche.
- Laut ZEW planen Unternehmen, ihre Homeoffice-Angebote auszubauen. Bis 2026 wollen 88 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft und 57 Prozent im verarbeitenden Gewerbe Homeoffice ermöglichen.
- Beschäftigte in Deutschland verbringen laut ifo-Institut durchschnittlich 17 Prozent ihrer Arbeitszeit im Homeoffice. In Großunternehmen ist Homeoffice verbreiteter. Dort arbeiten Beschäftigte durchschnittlich 20 Prozent ihrer Arbeitszeit von zu Hause aus, während es in kleinen und mittleren Unternehmen 15 Prozent sind.
Homeoffice – die Vorteile:
- Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Die Flexibilität des Homeoffice trägt zu einer verbesserten Work-Life-Balance bei, da Beschäftigte ihre Arbeitszeit besser an persönliche Bedürfnisse anpassen können.
- Weniger Stress durch Pendeln: Das Arbeiten im Homeoffice reduziert Stress, der durch das tägliche Pendeln entsteht, und ermöglicht eine bessere Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben.
- Mehr Selbstbestimmung: Im Homeoffice haben Beschäftigte oft mehr Kontrolle über ihre Arbeitsweise und -zeiten, was zu mehr Arbeitszufriedenheit führen kann.
- Höhere Flexibilität: Die Möglichkeit, flexibel zwischen Homeoffice und Büroarbeit zu wechseln, erhöht die Zufriedenheit der Beschäftigten und fördert das Wohlbefinden.
Homeoffice – die Nachteile:
- Soziale Isolation und Vereinsamung: Online-Meetings ersetzen persönliche Begegnungen nicht.
- Fehlende Struktur: Arbeite ich genug oder zu viel? Ungewissheit führt zu Unsicherheiten.
- Weniger Bewegung: Die Radfahrt ins Büro oder der Weg zum Bahnhof fallen weg. Das wirkt sich nicht nur körperlich aus, sondern auch emotional. Denn diese Zeit zum Verarbeiten und Abschalten hat man nicht mehr.
- Weniger Distanz zur Arbeit: Wenn der eigene Wohnraum gleichzeitig das Büro ist, können die Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben schnell verschwimmen.
- Höheres Burnout-Risiko durch ständige Erreichbarkeit: Ohne feste Bürozeiten nehmen Überstunden zu, was das Risiko für Burnout erhöht.
- Konfliktmanagement: Meinungsverschiedenheiten zwischen Kollegen zeitnah und angemessen beizulegen, ist schwieriger, wenn man sich nicht im Büro gegenüber sitzt, sondern im Homeoffice „verstecken“ kann.
- Motivationsprobleme: Manche Beschäftigte haben im Homeoffice Schwierigkeiten, sich zu motivieren, was zu Prokrastination und weniger Einsatz führen kann.
Für latent depressive oder ängstliche Menschen ist jede erzwungene Veränderung ein möglicher Symptomverstärker. Die eigene Gestimmtheit beeinflusst, ob die soziale Distanz als Chance oder beunruhigend erlebt wird. Gleiches gilt für die Arbeitsmotivation: Wer stark selbstgesteuert ist, arbeitet zu Hause möglicherweise mehr. Wer für Leistung auch der sozialen Kontrolle bedarf, fällt in seiner Leistung eventuell ab.
Persönliche Bilanz ziehen:
Allgemein gültige Aussagen zum heimischen Arbeiten sind eher zweifelhaft und bringen einen persönlich nicht weiter. Sinnvoller ist es, in die individuelle Innenschau zu gehen und sich folgende Fragen zu stellen:
- Welche Aspekte des Homeoffice haben mir gutgetan?
- Worunter habe ich gelitten? Sehe ich Verbesserungsmöglichkeiten?
- Wo sind meine Gefühle nur indirekt auf das Homeoffice zurückzuführen?
Die letzte und möglicherweise überraschende Frage ist wichtig für eine objektive Bilanz. Denn vergessen wir nicht: Homeoffice als flexibles Arbeitsmodell etablierte sich erst während der Corona-Pandemie. Es war zu dieser Zeit weder selbst gewählt noch vorbereitet – es bestand eine Pflicht, die im März 2022 aufgehoben wurde. Soziale Kontakte waren auch nach der Arbeit reduziert. Es herrschte allgemein Unsicherheit und Angst. Für manche Menschen war die häusliche Situation schon vor der Pandemie extrem belastet: Seien es schwelende Konflikte und Unzufriedenheit in der Familie/Beziehung, oder bei alleinstehenden Personen etwa Gefühle von Einsamkeit nach dem Feierabend. Die Möglichkeit, dem wenigstens zeitweise durch das Arbeiten im Büro zu entfliehen, entfiel plötzlich.
Lieber ganz zurück ins Büro!?
Die Entscheidung, dem Homeoffice den Rücken zu kehren, treffen Sie, wenn Ihre persönliche Bilanz mehr für Büro spricht. Tipp: Bereiten Sie den Wechsel ins Büro innerlich und äußerlich vor! Sehen Sie diesen Neubeginn als Chance, manches anders zu machen.
- Klären und entzerren Sie häusliche Konflikte. Oder sorgen Sie für mehr soziale Aktivität nach Feierabend, damit Arbeit nicht Ihr hauptsächliches Kontaktfeld bleibt.
- Sollten Ihnen im Homeoffice ungeklärte Konfliktsituationen mit Kollegen oder Vorgesetzten deutlich geworden sein, dann gehen Sie die Klärung nach einer Zeit der Eingewöhnung offensiv an. Rechnen Sie mit Unsicherheiten bei allen Beteiligten und beziehen Sie diese nicht unbegründet auf sich. Das soziale Miteinander im Büro muss sich einspielen. Organisieren Sie gemeinsam Möglichkeiten, sich kollegial zu begegnen und wieder ein echtes Team zu werden.
- Rechnen Sie mit Stress: Neue Zeit- und Raummodelle müssen eventuell ausgehandelt und in Routine übersetzt werden. Suchen Sie bei Unsicherheiten Vieraugengespräche mit Vorgesetzten und Kollegen und ziehen Sie sich nicht aus Enttäuschung oder Unsicherheit zurück.
Oder doch flexibel arbeiten!?
Wenn für Sie die positiven Aspekte des Homeoffice überwiegen, sprechen Sie Ihren Vorgesetzten darauf an und machen Sie Vorschläge – etwa wie Sie mobiles Arbeiten und Bürozeiten aufteilen könnten. Die möglichen Vorteile sollten Sie dazu ermutigen. Schauen Sie sich dazu auch Ihre eigene Bilanz an. Beachten Sie die Punkte, die Sie als belastend empfanden, für die Sie aber Lösungen sehen:
- Bessern Sie Ihren Arbeitsplatz zu Hause auf, indem Sie Ihr technisches Equipment erweitern und zum Beispiel einen ergonomischen Stuhl nutzen.
- Beginnen Sie Ihren Homeoffice-Tag genauso strukturiert, als würden Sie ins Büro gehen: vom Duschen und Ankleiden bis zum Frühstück.
- Machen Sie klar abgegrenzte Pausen, in denen Sie den Schreibtisch verlassen.
- Beenden Sie Ihre Arbeit zur gesetzten Zeit.
- Sorgen Sie nach Feierabend für einen Ausgleich zur fehlenden Bewegung, die Sie durch den Arbeitsweg gehabt hätten.
- Achten Sie darauf, in Online-Meetings und an Bürotagen gegenüber Vorgesetzten und Kollegen präsent und zugewandt zu sein.
Hinweis der Redaktion: Dieser Beitrag erschien in der originalen Version am 24. Mai 2022 im SPK Magazin. Wir haben den Text aktualisiert.
Mich hat die Situation auch etwas belastet. Ich habe aber schnell gemerkt, dass ich auf jeden Fall ausreichend Schlaf brauche. Also habe ich meine Schlafqualität verbessert und mir Rollläden zugelegt. Frühre war es einfach viel zu hell im Schlafzimmer.
Ich habe bereits versucht meinen Arbeitsplatz zuhause so angenehm wie möglich zu gestalten. Es hat aber nichts gebracht und ich habe mich nun entschieden wieder zur Arbeit zu fahren und dort zu arbeiten. Ich hatte mich eigentlich mal entschieden zuhause zu arbeiten, weil der Arbeitsweg zu lange ist. Aber ich werde mir nun einen Gebrauchtwagen kaufen und dann geht der Arbeitsweg auch.