Hektik, Stress und Druck im Alltag
„Du bist doch viel zu jung für sowas!“, „Das ist doch nichts, sondern nur das Alter!“ oder „Wovon hast Du denn in Deinem Alter Depressionen?!“ … Es gibt viele Aussagen in unserer Gesellschaft, die den Versuch unternehmen, psychische Erkrankungen durch das jeweilige Alter zu negieren. Doch was ist ein „typisches Alter“ für Depressionen, Burnout und andere psychische Erkrankungen? Wir sagen ganz klar: Es gibt kein „richtiges“ Alter – psychische Erkrankungen sind alterslos und können vom Kind bis zu Senioren jeden treffen.
Hektik, Stress und Druck im Alltag: Herausforderung für die psychische Gesundheit
In der heutigen Zeit gibt es vielfältige Belastungen, die den Körper und die Psyche des Menschen nachhaltig beeinflussen. Schon im Kindes- und Jugendalter beginnt oft ein Leistungsdruck, der die Zukunft eines Kindes eigentlich positiv beeinflussen soll. Die bestmögliche Ausbildung soll über gute Noten erreicht werden, ein Studium im optimalen Fall den Weg in die berufliche Karriere ebnen. Eltern wünschen sich die beste Förderung für den Nachwuchs, während das Schulsystem nur sehr eingeschränkt auf die individuellen Bedürfnisse des Kindes eingehen kann. Mobbing, Notendruck und familiäre Belastungen (z.B. Schicksalsschläge) sind nur einige der Aspekte, die bei genetischer Disposition die Gefahr von Depressionen, Angststörungen und anderen psychischen Erkrankungen vervielfachen.
Im mittleren Alter verlangt das gesellschaftlichen Denken den Menschen oft sehr viel ab. So sind gleich mehrere Aspekte „im Griff zu behalten“. Das finanzielle Auskommen soll nun durch den beruflichen Erfolg gesichert, eine gewisser Lebensstandard erreicht sein, doch sollte die Familie nicht zu kurz kommen. Die Balance zu finden ist im modernen Alltag schwer und wird von zahlreichen Belastungen geprägt: Mal ist die Kinderbetreuung zu sichern, dann vielleicht eine Erkrankung zu begleiten oder gar der Pflegebedarf eines Angehörigen zu bewältigen, während der berufliche Einsatz nicht zu kurz kommen darf, weil sonst die Karriere gefährdet wird. In den Medien werden die Gefahren der Mehrfachbelastung bei Menschen mittleren Alters oft thematisiert, doch Lösungen können nur im individuellen Kontext gefunden werden.
Selbst das Bild vom zufriedenen Ruheständler ist heute oft mehr Fiktion denn Realität: Aus der hektischen Arbeitswelt heraus zu treten, um viel Ruhe und Entspannung zu finden, stellt die modernen, bisweilen auch aktiven Senioren oft vor die Herausforderung, die gravierende Veränderung des Lebensalltags erfolgreich zu bewältigen. Das Finden neuer Tätigkeitsfelder, die räumliche Entfernung zu Kindern und Enkeln oder das Auftreten altersbedingter Gesundheitseinschränkungen können zu einer neuen Form der Problematik führen. Hatte man während dem Berufsleben kaum Zeit, gedankliche Kausalitäten weiter zu entwickeln, bietet die neue Freizeit viel Raum für Grübeleien.
Vorbeugen durch Selbstfürsorge: In jedem Alter achtsam bleiben
In unserer leistungsorientierten Gesellschaft bleibt oft zu wenig Zeit der Selbstfürsorge genügend Aufmerksamkeit zu schenken, was im Zusammenspiel mit hektischem Alltag und persönlichen Lebenssituationen Krankheiten der Psyche Vorschub leisten kann. Dies betrifft letztlich Menschen jeder Altersstufe. Achten Sie daher auf Warnsignale Ihres Körpers und der Psyche und sorgen Sie stets für einen Ausgleich mit Entspannung und Entlastung, welcher der psychischen Gesundheit förderlich ist. Denn auch im Bereich von Depressionen und vergleichbaren psychischen Erkrankungen ist Vorbeugen besser als Heilen.
Nehmen Sie sich regelmäßige Auszeiten, in denen Sie sich vom Alltag erholen!
Pflegen Sie Hobbys und soziale Kontakte – scheint die Zeit dafür zu fehlen, versuchen Sie dennoch den Raum zu schaffen, denn es wird sich lohnen!
Achten Sie auf ausreichenden Schlaf, gute Frischluftzufuhr und gesundes Essen!
Erlauben Sie sich, „Nein“ zu sagen, wenn Sie das Gefühl haben, Ihre To-Do-Liste wird zu lang!
Vermeiden Sie Perfektionismus und Selbstdruck – Sie müssen nicht immer 100% bieten!
Ist Ihr Terminkalender eng befüllt, tragen Sie einen Pausen-Termin fest ein, den Sie ernst nehmen!
Seien Sie nicht immer erreichbar: In Pausen und Auszeiten das Handy besser ausschalten!
Besonders wichtig: Erkennen Sie Warnsignale für Burnout oder Depressionen bei sich selbst und Ihren Angehörigen – und nehmen Sie diese ernst: Vereinbaren Sie einen Termin bei Ihrem Arzt!
Erste Anzeichen für Depressionen und/oder Burnout zeigen sich in:
- schlechter Stimmung und negative Gedanken über einen längeren Zeitraum (z.B. zwei Wochen)
- schnelle Ermüdung, häufige Müdigkeit und Antriebslosigkeit
- fehlende Regenerationsfähigkeit
- schlechter Schlaf (schweres Ein- und Durchschlafen, frühes Aufwachen)
- innere Unruhe, Nervosität und Reizbarkeit
- Konzentrationsprobleme, fehlendes Durchhaltevermögen und Neigung zum Grübeln
- Verlust der Entscheidungsfreude
- Rückzug von sozialen Kontakten und Interessenverlust an Hobbys sowie Lieblingsthemen
- Verlust der Freude an Sexualität
- Selbstzweifel, Minderwertigkeitsgefühle und Selbstvorwürfe schon bei kleinen Problematiken
- pessimistische Zukunftssicht, Hoffnungslosigkeit