Wachmacher für erhöhte Aufmerksamkeit
Weniger als Glückshormon bekannt, ist Noradrenalin ein wichtiger Botenstoff für Aufmerksamkeit, Wachheitsgrad und flexible Reaktionsfähigkeit bei einem Menschen. Gebildet wird Noradrenalin in den Nebennieren, wenn Stress eine erhöhte Konzentration erfordert. Erst 1948 entdeckt und als Norepinephrin benannt, wurde das Nebennierenhormon bereits 1949 für die Therapie bei schweren Schockzuständen eingesetzt. Es kann aber auch Symptome einer Depression mildern.
Flucht-oder-Kampf-Reflex ausgelöst durch Noradrenalin
Hintergrund der Noradrenalin-Ausschüttung ist das Auslösen instinktiver Schutzmechanismen gegen Stress und Gefahr, die uns von unseren Vorfahren geblieben sind. Bei körperlichen oder geistigen Gefahren, Problemen oder anderweitigen Herausforderungen muss der Mensch schnell reagieren und zwischen Flucht oder Kampf entscheiden. Die gesteigerte Wahrnehmung und die erhöhte Konzentration erlauben somit Menschen mit einem gesunden Noradrenalin-Stoffwechsel die schnelle Reaktionsfähigkeit, um Herausforderungen zu begegnen.
Das Noradrenalin wird bei Stress vorrangig im Nebennierenmark gebildet und in den Blutkreislauf ausgeschüttet. Der Körper produziert das Hormon aus Dopamin und Vitamin C. Für den Einsatz im zentralen Nervensystem erfolgt die Produktion im Locus caeruleus, einem kleinen Kernbereich im Gehirn. Es unterstützt eine schnelle Auffassungsgabe, Konzentration und Entscheidungsfindung sowie eine hohe Leistungsfähigkeit. Dabei erhöht Noradrenalin die Herzfrequenz, den Blutdruck und sorgt für die schnelle Reizweiterleitung. Der Betroffene ist hellwach und motiviert, kann blitzschnell reagieren und sich aus psychischen oder physischen Stress- und Gefahrensituationen hinaus manövrieren.
Selbsthilfe-Hormon gegen Stress auch in der Medizin geschätzt
Als Arzneistoff wird Noradrenalin vor allem in der Notfall- und Schocktherapie eingesetzt, um akut erniedrigten Blutdruck zu heben. So kommt es unter anderem bei anaphylaktischem, kardiogenem oder septischem Schock sowie bei Vergiftungen zum Einsatz. Bei psychischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Depressionen, kann über die Gabe von u.a. trizyklischen, aber auch moderneren Antidepressiva die Aktivierung von Noradrenalin im Gehirn angeregt werden. Ein erhöhter Noradrenalin-Spiegel im Nervensystem kann wiederum Depressionssymptome abmildern. Aufgrund potenzieller Nebenwirkungen werden ältere Depressionsmittel mit Noradrenalinwirkung aufgrund deren Nebenwirkungen heute weitestgehend durch modernere und gut verträgliche Antidepressiva ersetzt.