Kuschelhormone und Angsthemmer
Während die meisten Glückshormone vorrangig positive Stimmung und Wohlbefinden erzeugen, zeigen sich bestimmte Neurotransmitter sehr vielfältig in ihren Wirkungsweisen auf die Psyche und den Körper. Grundlegend kann der Botenstoff als für alle Aspekte wichtig erachtet werden, die mit persönlichen Bindungen von der Geburt an entstehen. So leitet ein spezieller Neurotransmitter Wehen bei der Geburt ebenso ein wie den Einschuss der Milch in die Mutterbrust. Es fördert die Bindung zwischen Menschen, mindert Stress und die Bildung von Stresshormonen wie Cortisol und reguliert den Blutdruck und reduziert Angstgefühle, während es gleichzeitig die Entspannung fördert. Auch im Rahmen von Autismus hat dieser eine positive Wirkung erzeugt, wurde jedoch bisher nicht als Medikament zur Behandlung von seelischen Störungen zugelassen.
Aktivierung der Körperchemie durch soziale Kontakte
Wenn die Rede vom Bedürfnis nach körperlicher Nähe ist, zeigt sich die Priorität, welche der Neurotransmitter im Rahmen der Empfindung von Glücksgefühlen und Wohlbefinden einnimmt: Bei jeder Berührung und dem zwischenmenschlichen Kontakt mit positiv empfundenen Menschen sowie beim Sex schüttet das Gehirn den Neurotransmitter aus. Nicht umsonst trägt ein spezieller Neurotransmitter die Bezeichnung „Kuschelhormon“. Es fördert die Empfänglichkeit der Nervenzellen für Signale und die Bindung zwischen zwei Menschen.
So scheint es logisch, dass die Mutter-Kind-Bindung von der Neurotransmitter-Ausschüttung beider Organismen bei der Geburt und in der Folgezeit profitiert. Das körpereigene Hormon stärkt das Vertrauen in die Bindung, aber auch in das eigene Handeln. Menschen mit einem hohen Neurotransmitter-Spiegel haben mehr Selbstvertrauen, fühlen sich in ihren zwischenmenschlichen Bindungen wohl und fühlen sich in ihrer Gruppe zugehörig. Entsprechend der Förderung der gefühlten Sicherheit hemmt das Hormon nicht nur negative Gedankengänge, sondern reduziert auch Angstgefühle. Somit erklärt sich auch die wohltuende Wirkung von Trost durch geliebte Menschen, wenn eine Mutter ihr Kind oder ein Freund den anderen in den Arm nimmt.
Die Ausschüttung des Neurotransmitters kann durch unterschiedliche Berührungsvarianten gefördert werden. Hierzu zählen neben der körperlichen Berührung (Umarmungen, Streicheln, Sex u.a.) zwischen Menschen auch das Streicheln von Tieren, die Stimulation der Sinne durch gutes Essen, Musik und beliebte Tätigkeiten sowie die achtsame Meditation. So steigert der Neurotransmitter in vielfältiger Weise das Wohlbefinden. Werden Berührungen und körperliche Nähe hingegen als unangenehm empfunden, wird statt dem positiven Neurotransmitter das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet. Entsprechend müssen der Kontakt und der Austausch von Berührungen auf Vertrauen basieren, bevor die positive Ausschüttung für die Empfindung von Glücksgefühlen entstehen kann.
Auch Neid und Rivalität durch Neurotransmitter-Ungleichgewicht
Neben der Förderung von Zufriedenheit und Selbstvertrauen durch zwischenmenschliche Bindungen, die Sicherheit und Vertrauen vermitteln, besitzen Neurotransmitter jedoch auch eine Kehrseite. Forscher des Department of Psychology der University of Amsterdam fanden heraus, dass das Kuschelhormon durch die Erhöhung des Zugehörigkeitsgefühls auch Rivalität und Neid fördert. Während der Neurotransmitter den Menschen innerhalb seiner Gruppe zu einem harmonischen Umgang führt, kann es Durchsetzungskraft, Rivalitäten und Neid gegenüber Außenstehenden auch in aggressiven Verhaltensweisen fördern.