Die Tage sind kurz, das Wetter grau in grau: Kein Wunder, dass uns eine depressive Verstimmung so gerne in den Wintermonaten heimsucht. Studien zufolge fühlt sich jeder Fünfte im Winter in irgendeiner Form in seinem Wohlbefinden beeinträchtigt. Lesen Sie hier, warum das so ist und was dabei helfen kann, dem Winterblues zu entkommen.
Was ist eine depressive Verstimmung?
Eine depressive Verstimmung ist eine vorübergehende Befindlichkeitsstörung, die jeder Mensch in unterschiedlicher Intensität von Zeit zu Zeit durchlebt. Während eines solchen Stimmungstiefs fühlt man sich bedrückt und mutlos, ist vielleicht mit sich selbst unzufrieden und dünnhäutiger als sonst. Viele Menschen neigen dazu, sich in diesen Phasen zurückzuziehen. Oft wird eine depressive Verstimmung durch konkrete Ereignisse wie Stress im Beruf oder einen Konflikt im Privatleben ausgelöst.
Warum trifft uns eine depressive Verstimmung so gerne im Winter?
Neben äußeren Ereignissen beeinflussen aber auch biologische Rhythmen unsere Stimmung. So hat im Winter vor allem das fehlende Tageslicht Auswirkungen auf Körper und Psyche: Wird es abends früh dunkel und tagsüber nie richtig hell, dann schüttet der Körper vermehrt das „Schlafhormon“ Melatonin aus, das uns müde und träge macht. Deshalb sind viele Menschen in der dunklen Jahreszeit anfälliger dafür, in eine depressive Verstimmung zu rutschen. Ob und wie sehr das fehlende Licht die Stimmung dämpft, ist von Person zu Person unterschiedlich.
Gerade zum Jahresende hin kommt ein weiterer Faktor hinzu: Weihnachten ist ein emotionales Fest, das häufig mit Kindheitserinnerungen verknüpft ist, guten wie schlechten. Während die Weihnachtszeit bei vielen Menschen Gefühle von Geborgenheit hervorruft, empfinden andere die damit verbundenen Feiern und Familienbesuche als Stress. Umgekehrt können sich bei Alleinstehenden Einsamkeitsgefühle verstärken, wenn andere Menschen scheinbar glücklich im Familienkreis feiern.
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Wann wird aus dem Winterblues eine echte Depression?
Depressive Verstimmungen sind vorübergehend. Oft gewinnen schon nach wenigen Tagen wieder positive Gefühle die Oberhand, Energie und Lebensgeister kehren zurück. Hält die gedrückte Stimmung im Winter jedoch hartnäckig über Wochen oder sogar Monate an, dann könnte es sich um eine saisonal abhängige Depression handeln. Im Unterschied zu einer depressiven Verstimmung sind die Symptome hier ausgeprägter und nicht so einfach durch positive Erlebnisse oder soziale Kontakte zu überwinden.
Im Extremfall kann eine saisonal abhängige Depression auch zu Suizid-Gedanken führen. Entgegen einem weit verbreiteten Mythos sind Suizide rund um die Weihnachtszeit zwar nicht häufiger als sonst – im Gegenteil, die Suizidrate ist sogar im Frühjahr am höchsten. Dennoch birgt eine unbehandelte Depression immer ein Suizid-Risiko, weil Erkrankte ihre Situation durch die „Brille“ der Depression als ausweglos erleben.
Wie lässt sich depressiven Verstimmungen im Winter vorbeugen?
Im Unterschied zu einer echten Depression lassen sich depressive Verstimmungen oft schon durch einfache Verhaltenstipps in den Griff bekommen. Wenn Sie in den Wintermonaten zu Trübsal und gedrückter Stimmung neigen, kann Ihnen Folgendes gut tun:
Regelmäßig Licht und frische Luft tanken
Auch wenn es draußen nass, trüb und nebelig ist: Ein Spaziergang an der frischen Luft weckt die Lebensgeister und bringt Sie auch körperlich wieder in Schwung, wenn vielleicht die eine oder andere Mahlzeit an den Feiertagen zu üppig ausgefallen ist. Besonders kostbar und wohltuend sind die im Winter so seltenen Sonnenstunden. Wer tagsüber im Büro sitzt, sollte daher jede Möglichkeit nutzen, um ein paar Sonnenstrahlen zu tanken.
Soziale Kontakte pflegen
Während einer depressiven Verstimmung erscheinen soziale Aktivitäten oft anstrengend. Gute soziale Kontakte – und damit ist nicht der weihnachtliche Pflichtbesuch bei der Großtante gemeint – geben aber Halt, können von Sorgen ablenken und so dazu beitragen, eine depressive Verstimmung zu überwinden. Entscheidend ist die Qualität, nicht die Quantität: Sie müssen nicht an jeder Weihnachtsfeier teilnehmen und dürfen der Großtante auch einmal absagen. Verbringen Sie Ihre Zeit selbstbestimmt mit Menschen, die Ihnen wirklich gut tun.
Ruhe und Entspannung – aber trotzdem für einen geregelten Tagesablauf sorgen
Nehmen Sie sich gerade an den Feiertagen bewusst eine Auszeit von Arbeit und sonstigen Verpflichtungen, auch mental! Aktivitäten wie ein Besuch am Weihnachtsmarkt, eine Schlittenfahrt oder ein Thermenbesuch können dabei helfen, innerlich abzuschalten und zur Ruhe zu kommen. Manchen Menschen tut es gut, sich auch einmal in die eigenen vier Wände zurückzuziehen, vielleicht etwas Gutes zu kochen oder mit den Kindern zu basteln. Ungünstig ist dagegen übermäßig langes Schlafen oder ohne Struktur in den Tag hinein zu leben – Gefühle von Müdigkeit oder Antriebslosigkeit können sich dadurch verstärken.
Auf körperliches Wohlbefinden achten
Körperliches und psychisches Wohlbefinden sind eng miteinander verknüpft. Achten Sie daher auf Ihre körperliche Gesundheit, etwa in dem Sie sich ausgewogen ernähren und ausreichend bewegen. Sport verbessert nachweislich die Stimmung, ein Effekt, der zunehmend zur Behandlung von Depressionen genutzt wird. Setzt Ihnen im Winter neben der Dunkelheit auch die Kälte zu? Dann hilft vielleicht ein heißes Bad, ein Saunabesuch oder zumindest ein Wärmekissen, um die Winterkälte aus den Knochen zu vertreiben.
Falls Sie sich unsicher sind, ob Sie „nur“ eine depressive Verstimmung erleben oder doch bereits eine behandlungsbedürftige Depression, dann zögern Sie nicht, professionellen ärztlichen oder psychotherapeutischen Rat einzuholen!
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