Wenn Angehörige Depressionen haben, ist das schwer. Partner sind häufig die ersten Personen, die Änderungen im Gesundheitszustand bemerken und deren Auswirkungen spüren. Sie möchten Ihrem depressiven Mann oder Ihrer Frau gern helfen, wissen aber nicht wie? Hier finden Sie Unterstützung.
Im Rahmen unserer Angebote betreuen wir neben unseren Patienten auch viele Angehörige mit ihren Sorgen und Problemen, und bieten gemeinsame therapeutische Gespräche an. Dabei treten zahlreiche Fragen immer wieder auf. Unter anderem geht es darum, was Angehörige wie zum Beispiel Lebensgefährten tun können. In unseren nächsten Magazinbeiträgen möchten wir uns diesem Anliegen annehmen. Zuerst geht es darum, wie Angehörige ihrem Partner bei Depressionen helfen können.
Wie erkenne ich, ob mein (Ehe-)Partner Depressionen hat?
Als Laie können Sie nicht auf den ersten Blick einordnen, ob es sich lediglich um eine Verstimmung beziehungsweise schwierige Lebensphase handelt oder jemand depressiv ist. Zunächst ist es wichtig, dass Sie sich den Unterschied vor Augen führen: Schlecht drauf ist wohl jeder einmal, bei einer Depression handelt es sich jedoch um eine schwerwiegende Krankheit, welche die Chemie des Gehirns (Neurotransmitterhaushalt) so stark verändert, dass der Betroffene oft anders empfindet. Im Umgang mit Ihrer geliebten Person sollten Sie in jedem Fall einfühlsam bleiben und deren Gefühle ernst nehmen.
Um eine Depression zu erkennen, kann es helfen, auf verschiedene Symptome zu achten. Ist Ihr Mann oder Ihre Frau beispielsweise oft traurig und niedergeschlagen? Interessiert sich Ihr Lebensgefährte plötzlich nicht mehr für Dinge, an denen er früher Freude hatte? Hat er in letzter Zeit kaum noch Energie und wirkt antriebslos? Dann könnte eines der Hauptsymptome einer Depression vorliegen. Außerdem gibt es noch sogenannte Zusatzsymptome wie Konzentrations- oder Entscheidungsschwierigkeiten, fehlendes Selbstwertgefühl und Rückzug von sozialen Kontakten. Der Körper reagiert häufig mit Schlafstörungen, Erschöpfung, Appetitlosigkeit, Schmerzen oder Magen-/Darmbeschwerden. Anhaltende Äußerungen zu innerer Leere und Gefühllosigkeit, ständigem Grübeln, Verzweiflungsgedanken oder Sätze wie „Alles ist sinnlos“ lassen zudem kaum Zweifel am Bedarf einer professionellen Unterstützung für Ihren Partner. In diesem Fall sollten Sie umgehend Hilfe suchen.
Wie spreche ich meine Beobachtungen bei meinem depressiven Partner an?
Eine solche Vermutung ist für viele ein heikles Thema. Passen Sie deshalb einen guten, ruhigen Moment ab, um Ihre Sorgen auszudrücken. Dabei sollten Sie möglichst sachlich und aus der Ich-Perspektive formulieren: „Du lässt dich gehen!“ wird schließlich als Angriff gesehen, während „Ich würde mir mehr Selbstfürsorge für dich wünschen“ die eigenen Empfindungen in den Vordergrund rückt. Nichtsdestoweniger sollten Sie auf eine Abwehrhaltung vorbereitet sein – denn selbst, wenn die Diagnose Depression schon durch einen Arzt gestellt wurde, fehlt häufig die Krankheitseinsicht. Dann ist es schwer, dem Partner zu helfen, geschweige denn die Einsicht im Gespräch zu erreichen. Schließlich gilt zu bedenken, dass psychische Erkrankungen heute noch immer mit Tabus behaftet sind. In diesem Fall können Sie als Angehöriger nur im Hintergrund abwarten, bis der steigende Leidensdruck schließlich zu einer Offenheit für Gespräche über etwaige Depressionen führt.
Wie kann ich meinem Partner bei Depressionen helfen?
Als Angehöriger ist die Hilfestellung im Grunde viel unkomplizierter, als die meisten zunächst glauben: Seien Sie für den Betroffenen da, hören Sie zu und geben Sie Hilfestellung, wenn darum gebeten wird. Nehmen Sie Ihren Partner ernst und versuchen Sie keine pauschalen Aufmunterungs-Ratschläge zu geben – diese würden nicht helfen, denn eine Depression ist eine ernstzunehmende Krankheit. Was Sie tun können, hängt von Ihrer individuellen Situation ab. Vielen erkrankten Menschen hilft Struktur im Alltag, bei der Partner sicherlich behilflich sein können. Auch der Gang zum Arzt kann so belastend sein, dass Unterstützung gewünscht ist. Sprechen Sie mit Ihrem Partner ab, wobei Sie ihn unterstützen können. Auch im Gespräch mit einem Arzt oder Therapeuten kann geklärt werden, wie Angehörige bei Depressionen am besten helfen können. Bedenken Sie jedoch, dass selbst professionelle Helfer nur aktiv werden können, wenn Krankheitseinsicht besteht. Stellen Sie in diesem Fall keine zu hohen Erwartungen an Ihren persönlichen Einfluss auf die Genesung.
Für den akuten Ernstfall gibt es zudem zahlreiche Hilfsangebote, die Ihnen und Ihrem Partner zur Seite stehen. Überregionale Kontaktstellen finden Sie beim Info-Telefon Depression der Deutschen Depressionshilfe (0800 334 45 33) oder der Telefonseelsorge (0800 11 10 111; www.telefonseelsorge.de). Da eine derartige Erkrankung auch für Angehörige häufig schwierig ist, gibt es spezielle Selbsthilfegruppen. Es ist wichtig, dass Sie bei aller Sorge um Ihren Liebsten auch auf sich selbst achtgeben. Denken Sie daran, dass Depressionen behandelbar sind und depressive Episoden vorbeigehen.