Sie haben erkannt, dass Sie psychotherapeutische bzw. psychologische Hilfe brauchen. Auch wenn sich das unangenehm anfühlt, so haben Sie doch den ersten Schritt zur notwendigen Behandlung getan. Aber welche Hilfe bei Depression oder Angststörung ist jetzt passend für Sie?
Ambulant, teilstationär oder stationär: Wie psychologische Hilfe aussehen kann
Wenn eine psychotherapeutische Behandlung notwendig ist, bieten sich Ihnen verschiedene Settings:
- ambulante Psychotherapie
- Tagesklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
- Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Jede Behandlungsform stellt unterschiedliche Bedingungen an Sie. Und hält jeweils psychologische Hilfe in unterschiedlicher Form bereit. Manchmal fällt bei der Wahl des Behandlungssettings keine Entscheidung im Sinne eines Entweder-oder: Bei schwereren Diagnosen ist vorrangig eine (teil)stationäre Behandlung angezeigt, eine ambulante Psychotherapie kann sich anschließen. Letztere kann bei einer leichteren Problematik als einzige Behandlungsform ausreichen.
Ambulante Psychotherapie – die wöchentliche Stunde für Veränderung
Unter den psychotherapeutischen Behandlungsformen ist dieses Setting gefragt:
Im Jahr 2019 waren 1,6 Millionen Deutsche pro Quartal in ambulanter Psychotherapie. Meist werden 25 bis 40 Stunden bewilligt, eine Verlängerung ist möglich. So kommt man auf mehr als ein halbes Jahr der professionellen Begleitung. Diese erfolgt überwiegend als Einzeltherapie mit einem wöchentlichen Termin von 50 Minuten. Psychotherapeuten sind zu 75 Prozent Psychologen, die das Fach Psychologie studiert und eine therapeutische Zusatzausbildung absolviert haben. Die kleinere Gruppe bilden ärztliche Psychotherapeuten, oft Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie. Viele niedergelassene Psychiater arbeiten nicht primär psychotherapeutisch, sondern verschreiben auch Psychopharmaka, was Psychologen als nichtärztliche Behandler wiederum nicht dürfen.
Für Sie ist Psychotherapie etwa bei Depression dann hilfreich, wenn Sie trotz der Krise relativ stabil sind. Dies ist wichtig, weil man bei psychotherapeutischen Verfahren damit rechnet, dass etwa bei Angststörungen Symptome anfänglich zunehmen: Die eigenen Verhaltensmuster kommen zum Vorschein, und bis neu gelernte Strategien die Situation bessern, kann es einige Wochen dauern.
Außerdem zu beachten sind die unterschiedlichen Behandlungsansätze: In der Regel setzt jede psychotherapeutische Praxis eigene Schwerpunkte in den angebotenen therapeutischen Verfahren wie z.B. Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Therapie oder Gesprächstherapie. Erfahren Sie mehr zu den Merkmalen der einzelnen Behandlungsverfahren in unserem Blogartikel „Die Therapie: Entscheidung zur Veränderung“!
Vorteile der ambulanten Psychotherapie
Großes Plus ist die lange Laufdauer der Maßnahme, daher erfolgt sie auch oft als Anschlussbehandlung nach dem Aufenthalt in einer Klinik. Leider ist es schwierig, zeitnah einen Therapieplatz zu finden. Hier sollten Sie nicht nur auf eigene Faust suchen, sondern die mögliche Unterstützung verschiedener Institutionen nutzen: Psychotherapeutenkammer, Ärztekammer oder die Krankenkassen können hier helfen. Ergänzend gibt es auch überbrückend Beratungsstellen, die etwa als Hilfe bei Depression Krisengespräche anbieten, welche auch bei Angststörungen kurzfristig Symptome lindern können.
Daneben haben sich auch spezielle Coaching- und Behandlungsambulanzen etabliert: Vor allem Erkrankte mit reaktiven Störungen und Burnout, die als Angestellte im mittleren und oberen Management arbeiten, sprechen diese Angebote an. Denn diese Betroffenen wünschen sich schnelle und effektive Hilfe. Auch wollen sie verständlicherweise vermeiden, dass in einem öffentlichen Setting einer Klinik ihre Erkrankung publik werden könnte.
Tagesklinik – gesunden in 35-Stunden-Woche
Die Therapie in einer Tagesklinik ähnelt einem Arbeitsalltag: von morgens bis zum Nachmittag in der Klinik, danach und am Wochenende zu Hause. Die Tagesklinik ermöglicht eine deutlich größere Behandlungsdichte, indem zu psychotherapeutischen Behandlungen u.a. Themengruppen, Entspannungsverfahren und Sportangebote hinzukommen. Gerade Gruppen sind für Sie dann wichtig, wenn Sie erstmalig psychisch erkrankt sind und vielleicht glauben, es gehe nur Ihnen so. Für viele Betroffene ist es erleichternd zu sehen, dass andere Menschen beispielsweise bei Angststörungen Symptome haben, die man selber gut kennt. So kann man sich wahrhaftig wechselseitig stützen und voneinander lernen.
Was könnte schwierig sein für Sie? Für manche Betroffene ist der Wechsel zwischen Klinik und zu Hause hilfreich, sogar ideal. Wenn man aber zu Hause gefordert sein sollte mit Familie und Haushalt, geht die in der Klinik gewonnene Kraft und Klarheit schnell wieder verloren. Dennoch ist etwa für Alleinerziehende die Tagesklinik oft die einzige Möglichkeit, über ambulante Psychotherapie hinaus so gut wie möglich für sich zu sorgen.
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie – professionelle Begleitung rund um die Uhr
Manchmal ist die einzige sinnvolle psychologische Hilfe, oder besser gesagt psychotherapeutische Hilfe, eine stationäre Versorgung. Die Angebote, die Sie erwarten, sind vergleichbar mit denen, wie sie für die Tagesklinik beschrieben wurden. Ein kleiner und doch wichtiger Unterschied: Nach dem Tagesprogramm verbleiben Sie in der Klinik. Dies schafft eine höhere emotionale Dichte, Erfahrungen des Tages klingen nach und werden verinnerlicht. Sie verlieren sich nicht gleich wieder in den alltäglichen häuslichen Ablenkungen.
Als Hilfe bei Depression oder wenn nachts Symptome von Angststörungen auftreten, ist hier immer jemand ansprechbar: Pflegepersonal oder Mitpatienten, die Ihnen in der stationären Behandlung eine echte psychologische Unterstützung sein können.
Der Zugang in die stationäre Klinikbehandlung ist möglich auf zwei Wegen: Zum einen halten die Rentenversicherungsträger bundesweit Kliniken vor, für die sie dann Kostenträger sind. Diese Rehabilitationsbehandlung (früher sagte man „Kur“) dauert fünf bis acht Wochen und bereitet auf eine Rückkehr in ein „normales“ Leben und an den Arbeitsplatz vor.
Was sind Akutkliniken?
Es gibt aber auch viele sogenannte Akutkliniken: Die Behandlungen dort können bei Bedarf länger als zwei Monate dauern und werden von Kranken- und Privatkassen finanziert. Die Bewilligung für eine Reha-Behandlung im Bereich der Psychotherapie und Psychosomatik kann einige Monate dauern. Das hat die Akutkliniken im Gegenzug zu einer guten und schnelleren Alternative werden lassen, da hier auch eine zeitnahe Aufnahme – eben im Akutfall – möglich ist. Der Aufenthalt kann sich je nach Belegungssituation flexibel nach Ihrem Terminkalender richten. Insbesondere für Managerinnen und Manager oder Selbstständige, die in ihrem Job stark gefordert sind, ist das ein Plus. Mittlerweile ziehen auch viele gesetzliche und private Krankenkassen mit und tragen die Kosten.
Fazit: Psychologische Hilfe ist immer sinnvoll
Psychische Erkrankungen und deren erste Anzeichen sollten Sie ernst nehmen und professionell behandeln lassen. Ob nach Trauerfall, Sinnkrisen, bei einem Burnout oder außergewöhnlichen Belastungen wie zuletzt durch Corona – die geeignete psychologische Hilfe zeigt Ihnen immer mögliche Auswege auf. Je früher sie in Anspruch genommen wird, desto schneller finden Sie zu alter Höchstform zurück und können nach einer Auszeit wieder durchstarten. Welches Setting Sie auch wählen – alle Behandlungsformen stellen eine gute Investition in Ihre mentale Gesundheit dar.
Ich finde die Auflistung der Hilfe hier sehr gut. Manchmal weiß man nicht wo man anfangen soll. Toll, dass man so viel psychologische Beratung bekommen kann.