Krankheit der Engagierten
Als „Krankheit der engagierten, fleißigen und erfolgreichen Menschen“ steht der Burnout seit einigen Jahren im Blickpunkt der Gesellschaft. Zahlreiche Prominente haben dem prägnanten Begriff ein Gesicht verliehen: Koch Tim Mälzer, Sängerin Michelle und Sportler Sven Hannawald gaben gegenüber Journalisten ebenso zu, einen Burnout erlebt zu haben wie internationale Stars von Mariah Carey, Owen Wilson oder Eminem.
Wer fleißig ist, besitzt eine geschätzte Tugend. Wer sich dabei verausgabt, gilt als hochmotiviert, engagiert und wird bisweilen sogar dafür bewundert, so vielen Belastungen des Lebens die Stirn geboten zu haben. Die darauf folgende Erschöpfung wird als verständlich empfunden. Doch bis wohin ist es eine echte Erschöpfung – und ab wann wird aus der Erschöpfung ein Burnout als ernstzunehmende Gesundheitsgefährdung? Fest steht: Es kann jeden Menschen treffen, der durch eigene Anforderungen und äußere Ansprüche seinen individuellen Energiehaushalt über einen langen Zeitraum überlastet.
Komplexe Symptome bei einem Burnout
Die Symptome eines Burnouts beginnen oft sehr diffus und sind zunächst nur sehr eingeschränkt dem Beginn einer Krankheit zuzuordnen. Zumeist zeigt sich eine anhaltende Müdigkeit sowie eine körperliche und geistige Erschöpfung, die auch durch ein erholsames Wochenende und ausreichenden Schlaf nicht nachhaltig abklingt. Die Betroffenen fühlen sich immer mehr überfordert, haben häufiger als zuvor das Bedürfnis nach Pausen und Ausgleichstätigkeiten. Dabei fällt das Abschalten vom Alltag immer schwerer bis auch die täglichen Anforderungen nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr bewältigt werden können. Die Konzentration kann nur noch schwer erhalten werden, weshalb viele Betroffene sich jetzt „noch mehr“ anstrengen zu müssen glauben. Funktioniert dies nicht, geht die verringerte Leistungsfähigkeit in Stimmungsschwankungen über, die zwischen Traurigkeit, Verzweiflung, Wut sowie massiver Gereiztheit und Nervosität wechseln.
Die Folge von Erschöpfung und instabiler Stimmungslage zeigt sich häufig im Versuch der Schonung im privaten Bereich. Der Burnout-Betroffene zieht sich immer mehr zurück, verringert die sozialen Kontakte, distanziert sich von der Familie/dem Partner und vernachlässigt mit der Zeit selbst Ausgleichstätigkeiten wie Hobbys. Damit einher geht ein gehäuftes Grübeln, ein Hinterfragen von Prioritäten und der Sinnhaftigkeit von verschiedenen Bereichen des bisherigen Lebens: Der Spaß weicht der Unzufriedenheit, deren Frust bis hin zu einer Gleichgültigkeit reichen kann. Ursprünglich vorhandener Enthusiasmus und Begeisterungsfähigkeit mit Freude an der Aktivität weichen Verzweiflung und Zynismus bis hin zur Hoffnungslosigkeit.
Die Symptome können in unterschiedlichen Kombinationen auftreten und in ihrer Reihenfolge flexibel variieren. Kommen jedoch mehrere Symptome zusammen, sollten Sie aufmerksam werden und Ihre Situation bzw. die Situation der Person, von der Sie glauben, dass sie von Burnout gefährdet ist, anhand unserer Liste auf eine potenzielle Gesundheitsgefahr hin prüfen.
- Stetige Müdigkeit und Erschöpfung
- Mangelnde Energie schon nach scheinbar kleinen Tätigkeiten
- Auffallend verringerte Leistungsfähigkeit, oft nach hohem Einsatz
- Fehlende oder unzureichende Regenerationsfähigkeit
- Konzentrationsstörungen
- Stimmungsschwankungen
- Nervosität und innere Anspannung
- Sozialer Rückzug, Reduzierung der Geselligkeit, Abgrenzung von der Familie
- Auffallende Distanzierung von zuvor beliebten Tätigkeiten (Hobbys, Sport, u.a.)
- Verlust von Enthusiasmus und Freude
- Negative Grundgedanken mit Grübeln, Selbstzweifeln und Hoffnungslosigkeit
- Zynismus oder Gleichgültigkeit gegenüber früheren Prioritäten (auch: Depersonalisierung)
Zwischen Erschöpfung und behandlungsbedürftigem Burnout
Eine reine Erschöpfung aufgrund vielfältiger Belastungen ist schwer, lässt sich jedoch durch einen nachhaltigen Ausgleich mit erholsamer Freizeit gut ausgleichen. Ein Burnout lässt sich hingegen nicht durch einen Urlaub oder ein freies Wochenende kurieren. Die Symptome eines echten Burnouts ähneln in weiten Teilen denen einer Depression oder anderen psychischen Erkrankungen. Entsprechend ist es wichtig, eine frühzeitige Erkennung zu forcieren und lieber zu früh als zu spät ein fachkundiges Gespräch zu führen. Erkennen Sie die Symptome bei Ihnen oder bei nahestehenden Personen wieder, empfiehlt es sich, zeitnah ein Gespräch mit dem Arzt des Vertrauens zu führen und den schweren Ausbruch der Erkrankung zu verhindern.
Ist ein Burnout bereits aufgetreten, sollten Sie die professionelle Unterstützung nicht scheuen, sondern aktiv suchen. Unbehandelt kann sich der Burnout zu einer chronischen Erkrankung entwickeln, welche die Lebensfreude ebenso einschränkt wie die Lebensqualität.
Lesen Sie in unserem nächsten Beitrag mehr über die typischen Krankheitsphasen, mit denen sich ein Burnout manifestiert.