Immer mehr Menschen erleben ihren Alltag als stressig und belastend. Nicht nur im Job, sondern auch in ihrer Freizeit fühlen sie sich zunehmend unter Druck gesetzt. Dabei könnten schon kleine „Kurskorrekturen“ den hektischen Alltag erleichtern und erträglicher machen.
Stress, Stress, Stress – eine spürbar wachsende Arbeitsbelastung, ständiger Termindruck und Hektik rund um die Uhr lassen kaum noch Zeit zum Verschnaufen. Selbst abends nach „Dienstschluss“ halten uns Smartphone, E-Mails und soziale Netzwerke oft noch in permanenter Ruf- und Kommunikationsbereitschaft. Abschalten zu können wird zunehmend zum Problem. „Immer mehr Menschen fühlen sich den Anforderungen unserer digitalisierten Leistungsgesellschaft nicht mehr gewachsen“, erläutert Dr. Nirmal Herbst, Psychologischer Psychotherapeut der Schlossparkklinik Dirmstein.
Wer sich ständig gestresst und überfordert fühlt, der wird irgendwann krank. Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Schwindel und Nervosität sind nur einige der möglichen Symptome für ein Leben am Limit. Oft sind auch Herz-Kreislaufprobleme Folgen einer dauerhaften Überbelastung. Längst leiden nicht mehr nur Manager und Unternehmer, Lehrer und Krankenschwerstern immer häufiger unter Burnout-Erkrankungen. Auch Landwirte zählen inzwischen aufgrund des wachsenden wirtschaftlichen Drucks und des enormen Arbeitspensums verstärkt zur Risikogruppe. Und selbst Schüler sind immer öfter betroffen, wie Berufsverbände berichten.
Denken Sie positiv
Im Grunde genommen sind Stress-Reaktionen eigentlich nichts Schlechtes, sondern vielmehr ein gesunder, uralter Schutzmechanismus. „Schließlich musste der Körper in früheren Zeiten bei Gefahr auf Verteidigung „umschalten“ oder zur schnellen Flucht bereit sein“, weiß Dr. Herbst. Die Muskeln sind in diesem Fall gespannt, der Atem geht schneller und der Körper produziert Stresshormone. Doch während in längst vergangenen Zeiten der plötzlichen Anspannung die Entspannung folgte, nehmen wir uns in unserem beschleunigten Leben heute dafür oftmals nicht mehr die Zeit. „Während positiver Stress, der sogenannte Eustress, den wir zum Beispiel beim Sport oder in Vorfreude auf ein wichtiges Ereignis erleben, Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit steigert, wird negativer Stress ohne Ausgleich oft belastend und bedrohlich“, so der Experte.
Um mit negativen Stressbelastungen besser umgehen zu können, kann auch positives Denken helfen. „Positiver Mindset“ heißt das moderne Zauberwort für eine konstruktivere Denkweise und eine positive Grundeinstellung zum Leben. Dabei geht es im Grunde genommen darum, schwierigen Lebenslagen mit einer positiven Einstellung leichter begegnen zu können. Denn: Je nachdem, wie man eine neue Herausforderung oder ein Problem sieht und angeht, stellt sich auch der Körper darauf ein. Dementsprechend produziert er dann auch mehr oder weniger Stresshormone.
Positives Denken heißt jedoch nicht, „dass ich mir alles schönrede und bei herausfordernden Situationen in meinem Leben wegschaue“, betont Dr. Herbst. „Ganz im Gegenteil: Vielmehr bedeutet es, eine akzeptierende Haltung aufzubauen und sich auch in herausfordernden Momenten auf positive Aspekte des Lebens zu fokussieren statt sich selbst innerlich niederzumachen und in Selbstmitleid zu versinken. Es ist quasi ein Training in Optimismus, vergleichbar der Frage nach dem halbvollen oder halbleeren Glas.“
Sagen Sie „Nein“ zum Stress
Hilfreich ist es oft auch, die eigene Einstellung zu Job und Karriere zu überdenken: „Auch wenn der Beruf Erfüllung bedeutet, ist es hilfreich, sich nicht ausschließlich darüber zu definieren,“ so Dr. Herbst. Wichtig ist es zudem, auch im Job bei Notwendigkeit einmal Nein sagen zu können und nicht immer alles kommentarlos „herunterzuschlucken“. Um Überforderungen von vornherein weitgehend auszuschließen, empfiehlt sich eine systematische Vorgehensweise: „Am besten die anstehenden Aufgaben nach Wichtigkeit (= Bedeutsamkeit) und Dringlichkeit (= zeitlicher Druck) ordnen und entsprechend strukturiert abarbeiten,“ rät Dr. Herbst. „Aufgaben, die gleichermaßen wichtig und dringlich sind, haben dabei absolute Priorität.“ Ist das tägliche Arbeitspensum dennoch nicht zu bewältigen, so hilft eventuell ein klärendes Gespräch mit dem Chef. Dabei können sich ebenfalls betroffene Kollegen als hilfreiche „Mitstreiter“ erweisen.
Nicht nur berufliche Termine sollten gut geplant sein: „Achten Sie bei Ihrer täglichen Zeiteinteilung stets darauf, dass Sie neben den beruflichen Anforderungen und Belastungen auch angenehme Tagespunkte regelmäßig bewusst einplanen“, rät der Experte. Dazu zählen beispielsweise Treffen mit Freunden, Hobbies und Sport. „Die Einhaltung dieser Entspannungsmomente sollten Sie ebenso wichtig nehmen wie etwa den Arzt- oder Steuerberatertermin.“ Denn: Dies ist ein wesentlicher Schritt, um „innerlich wieder eine Balance herstellen zu können.“
Die kleine Auszeit zwischendurch
Ob im Job oder in der Freizeit – wichtig sind kleine Auszeiten zwischendurch: „Hin und wieder in Ruhe einen Tee trinken oder das Fenster öffnen und Sauerstoff in die Räume lassen“, empfiehlt Dr. Herbst. Ebenso hilfreich ist in der Mittagspause ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft. „Dabei Dehnen, Strecken, Gähnen oder einfach nur für zwei Minuten ganz bewusst atmen. Körper und Seele werden die kleine Pause nutzen, um zu entspannen“, versichert Dr. Herbst. Nicht nur Kreislauf und Muskulatur kommen dabei in Schwung. Auch das Gehirn wird positiv aktiviert. Schon ein mittellanger Spaziergang fördert die Durchblutung bestimmter Gehirnregionen um bis zu einem Drittel, haben Wissenschaftler errechnet. Das Ergebnis lässt nicht lange auf sich warten: Es kommt zu einer erheblichen Steigerung von Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisleistung. Die bessere Durchblutung führt zudem zu einer höheren Ausschüttung von Endorphinen, was Stimmung und Glücksempfinden zugute kommt.
Und was hilft noch im täglichen Kampf gegen den Stress? „Wenn überfordernde Situationen Ihren Alltag prägen und das Innenleben im Chaos versinkt, ist es hilfreich, zumindest äußerlich für Ordnung zu sorgen“, weiß Dr. Herbst. Sein Tipp: „Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit genügender Flüssigkeit (Tee oder Wasser) und auf ausreichenden Schlaf.“ Unterstützend wirken feste Schlafrituale und Schlafhygiene-Regeln wie etwa der weitgehende Verzicht auf Tee, Kaffee oder Alkohol drei, vier Stunden vor der Bettruhe. Wenngleich das Schlafbedürfnis unterschiedlich ist, so scheinen doch 7 bis 8 Stunden nächtliche Regenerationszeit für Körper und Geist optimal, um am nächsten Tag wieder bestmöglich gegen Hektik und Stress gewappnet zu sein.
Mein Onkel ist derzeit auf der Suche nach einem Energetik Kurs. In diesem Kontext ist es auch gut zu wissen, dass Stresssituationen nicht per se schlecht sind. Ich hoffe, dass er einen passenden Anbieter finden wird.