Alltagsstress und Druck, ob im privaten oder geschäftlichen Bereich, sind heutzutage normal geworden. Oftmals kreisen die Gedanken beim Frühstück schon um die einzelnen Tagespunkte für die Arbeit. Dabei werden Formulierungen wie „seiner Zeit voraus zu sein“ oder „10 Schritte im Voraus planen“ gerne in ein positives Licht gerückt. Doch gerade solche Denkmuster können eine mögliche Basis für psychische und physische Probleme darstellen. Langfristig können diese im beruflichen Alltag negative Folgen bewirken, beispielsweise durch Produktivitätsminderung.

Diese Sichtweise kann in speziellen Situationen die Ursache für eine gesundheitliche Schädigung sein. Eine extreme Entwicklung könnte in einer psychischen Krankheit wie Depression, Burnout oder Angststörung enden. Achtsamkeit soll Sie dabei unterstützen diesen Prozess zu verhindern bzw. abzumildern. 

Was ist achtsames Verhalten?

Bei Achtsamkeit geht es um das Hier und Jetzt. Der aktuelle Moment soll bewusst betrachtet werden. Dabei liegt das Augenmerk auf dem eigenen Verhalten und den Emotionen. Es soll weder über die Vergangenheit noch über die Zukunft nachgedacht werden. Durch achtsames Verhalten wird die Aufmerksamkeit auf das gegenwärtige Geschehen gelenkt. Ein Weg ist auf die eigene Person, den Körper mit seinen Muskelbewegungen und den Atemfluss, zu achten. Dabei wird der Moment mit allen Sinnen wahrgenommen. Die Situation wird betrachtet und bleibt unbewertet. Ebenso erfolgt auch keine Kategorisierung.

Ein Beispiel hierfür: Sie trinken einen Kaffee und in Ihrem Kopf läuft die Frage ab, schmeckt er? Bei Achtsamkeit nehmen Sie den Kaffee wahr, wie er heiß im Mund ist, die Kehle hinunterfließt und welche Geschmackskomponente er mitbringt. Urteilen und bewerten Sie nicht, nehmen Sie nur wahr.

Ziel sollte es sein Stress abzubauen und Ausgeglichenheit, Produktivität sowie ein gesünderes Leben zu fördern.

Achtsamkeit als präventiv-persönliche Maßnahme

Es gibt verschiedene psychische wie auch physische Probleme, welche vorbeugend oder lindernd behandelt werden können. Beispiele für psychisch-bedingte Krankheiten sind Burnout, klinische Depression oder verschiedene Angststörungen, welche oftmals auf Stress basieren. Physisches Unwohlsein wie psychosomatisch-bedingte Probleme können mit dieser Verhaltensweise abgeschwächt werden. Auch Bluthochdruck kann so vorgebeugt werden. [1]iga.Regort 45; Wirksamkeit von Achtsamkeitstechniken im Arbeitskontext; 1. Auflage April 2021; iga.Report 45 (iga-info.de)

Ziele und Effekte dieser Methode

Eine Intention bei dieser Technik ist eine gesundheitliche Verbesserung, körperlich wie auch geistig. Dabei werden verschiedene meist durch Stress ausgelöste Krankheiten inkludiert. 

Persönliche positive Wirkungen:

  • Größere Disziplin 
  • Widerstandsfähigkeit nimmt zu / baut sich auf
  • Besseres Coping 
  • Flexibilität wird verstärkt, d.h. bessere und schnellere Anpassungsfähigkeit an unterschiedlichen Situationen
  • Schnellere Erkennung von Problemen bzw. Herausforderungen
  • Ausgeglichenheit
  • Steigende Empathie
  • Steigende Selbstreflexion 
  • Bessere Selbsterkenntnis, Selbstwahrnehmung, Selbstkompetenz
  • Selbstachtung & Selbstwertgefühl werden gestärkt

Achtsamkeit befähigt dazu aus der Situation herauszutreten und diese wie ein Beobachter wahrzunehmen. Den Moment in allen Facetten, jedoch ohne Einbeziehung der Gefühle zu verstehen, ist ein elementarer Lernprozess und Bestandteil von Achtsamkeit. 

Aus beruflicher Sicht kommen weitere Vorteile hinzu: 

  • Steigerung der Produktivität 
  • Stärkere Innovationskraft
  • Bessere Teamarbeit
  • Minderung von Konflikten
  • Bessere Kommunikationsfähigkeit
  • Steigende Kritikfähigkeit

Diese vielversprechenden Wirkungen sind 2021 von einer Forschungsgruppe der Universität Witten-Herdecke untersucht und bestätigt worden. Maren M. Michaelson erklärt: „Unsere Untersuchungen zeigen, dass sich Achtsamkeitsübungen insbesondere auf die psychische Gesundheit positiv auswirken.“ [2]iga.Regort 45; Wirksamkeit von Achtsamkeitstechniken im Arbeitskontext; 1. Auflage April 2021; iga.Report 45 (iga-info.de) Im Jahr 2023 veröffentlichte die Initiative Gesundheit und Arbeit (iga) einen Bericht, welcher auch positive Effekte hinsichtlich Selbstreferenz, Wohlbefinden, Selbstregulation, Erholungsfähigkeit sowie der Reduzierung des Burnout-Risikos nennt. [3]iga.Wegweiser; Achtsamkeit am Arbeitsplatz; 1. Auflage Mai 2023; iga.Wegweiser Achtsamkeit am Arbeitsplatz (iga-info.de) Die iga ist eine Kooperation des BKK Dachverbandes, der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) und der Innungskrankenkassen (IKK). Ihr Ziel ist es arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren vorzubeugen. [4]iga-info; Initiative Gesundheit & Arbeit (iga) (iga-info.de)

Ein positiver Kreislauf entsteht

Wird die Achtsamkeit im Alltag umgesetzt, so kann die Kritikfähigkeit, der kommunikative Umgang mit anderen und letztlich die Teamarbeit wie auch Innovationskraft gesteigert werden. Dies fördert die Produktivität und stärkt auch die Selbstachtung, da mehr geleistet wird. Mit diesen Bedingungen verbessert sich das Selbstwertgefühl. Die innere Stärke und Widerstandsfähigkeit werden gestärkt und führen so zu einem besseren Coping-Verhalten bei Problemen. Coping ist eine Bewältigungsstrategie um mit schwierig empfunden Ereignissen, welche das Leben prägen können, umzugehen. Ebenfalls werden Selbstkompetenz, Selbstwahrnehmung und Flexibilität positiv weiterentwickelt. Solch eine Basis kann bei psychischen Problemen vorbeugend wirken. Es entsteht ein positiver Kreislauf. Achtsamkeit kann somit mehr sein als eine präventiv-gesundheitliche Maßnahme. 

Achtsamkeit und Arbeit

Sie ist beim Voranschreiten im Job ähnlich wertvoll wie bei Ihrer Persönlichkeitsentwicklung (siehe oben genannte positive Effekte). Es gibt laut Michaelson bereits Unternehmen, welche Achtsamkeitsübungen in Ihren Arbeitsalltag inkludiert haben, um eine Produktivitätssteigerung bzw. das Ausfallrisiko zu minimieren. Dabei ist jedoch zu beachten, dass eine entsprechende Etablierung eine langfristige Umsetzung für Unternehmen bedeutet und ein Inkludieren in den Unternehmenswert voraussetzt. [5]iga.Regort 45; Wirksamkeit von Achtsamkeitstechniken im Arbeitskontext; 1. Auflage April 2021; iga.Report 45 (iga-info.de) Die Achtsamkeit ist auch die Basis für Resilienz.

Was haben Resilienz und Achtsamkeit miteinander zu schaffen?

Resilienz bedeutet psychische Widerstandskraft bzw. die Fähigkeit schwierige Situationen im Leben ohne konstante Beeinträchtigung zu überstehen. Menschen, welche stets ungestresst erscheinen, sind resilient. Sie kommen schnell wieder in ihre alte Form zurück.

Aber um Resilienz aufbauen zu können, müssen Sie erst lernen sich achtsam zu verhalten. Bewusstes und nicht-überstürztes Handeln hilft bei der Stressprävention. 

Folgende Schritte sollten eingehalten werden:

  1. Die Situation wird beobachtet
  2. Sie wird überdacht
  3. Zum Schluss wird gehandelt

Es soll eine bewusste Handlung nach einem Moment der Fokussierung sein.

Achtsame Übungen im Alltag

Wie vieles im Leben muss auch Achtsamkeit geübt werden. Die Übung erscheint zunächst simpel: bewusst mit den Gedanken bei der aktuellen Handlung sein. Diese kann die Einnahme der Mahlzeit sein, das Gehen (Gehmeditation) oder das Atmen selbst. Wichtig ist gedanklich im Hier und Jetzt, auf die Aktion fokussiert, zu sein. Beispiele können hier sein: das Essen in allen Facetten zu schmecken, die Bewegung der Muskeln wie auch den Atem zu spüren. Das berühmte „Tief durchatmen“ vor Meetings oder anderen großen Events hat eine ähnliche Wirkung. Es fördert den Fokus und die Klarheit für das Kommende. Dabei soll eine logische Sichtweise Geltung finden.

Fazit

Bauen Sie kleine Übungsepisoden in Ihren Alltag ein um Ihre Achtsamkeit und somit Resilienz zu stärken. So können Sie präventiv psychische wie auch physische Krankheiten vorbeugen und im Job weiterkommen. Evtl. ist es aus Unternehmenssicht sinnvoll über eine Einführung von Achtsamkeit nachzudenken.

Quellen

Quellen
1, 2, 5 iga.Regort 45; Wirksamkeit von Achtsamkeitstechniken im Arbeitskontext; 1. Auflage April 2021; iga.Report 45 (iga-info.de)
3 iga.Wegweiser; Achtsamkeit am Arbeitsplatz; 1. Auflage Mai 2023; iga.Wegweiser Achtsamkeit am Arbeitsplatz (iga-info.de)
4 iga-info; Initiative Gesundheit & Arbeit (iga) (iga-info.de)